Bitte einmal die Hand hoch, wer sich noch nie ausgemalt hat, wie es wohl wäre, seine eigene Rennstrecke zu bauen – das nötige Kleingeld natürlich mal vorausgesetzt. Niemand? Dachte ich´s mir doch. Meistens, da machen wir uns nichts vor, bleiben solche Träumereien nur Hirngespinste. Doch genau bei solch einem Tagtraum beginnt die Geschichte des Ascari Race Resort.
Klaas Zwart als Petrolhead zu bezeichnen, dürfte ziemlich gerechtfertigt sein. Zwar entdeckte der Holländer erst mit 40 Jahren das Kribbeln im Gasfuß. Doch dafür erwischte Zwart das Motorsport-Fieber umso heftiger. Und weil er mit seinen Unternehmen bis dato durchaus erfolgreich war, konnte der Multimillionär tatsächlich ordentlich Gas geben: Zwart gründete ein eigenes Rennteam und begann Rennen zu fahren. Wenig später, 1995, gründete er die exklusive Sportwagenmanufaktur Ascari, benannt nach der gleichnamigen Kurvenkombination auf dem Autodromo Nazionale Monza.
Klaas Zwart realisiert seinen Traum von der eigenen Rennstrecke
Doch all das lastete Klaas Zwart nicht aus. Irgendwann muss ihm der Gedanke gekommen sein, ob man nicht auch eine Rennstrecke nach eigenem Gusto irgendwo an einem schönen Ort aus dem Boden stampfen könnte. Und weil Klaas Zwar ein Macher ist – und er sich erfreulicherweise relativ wenig Sorgen um seinen Cash Flow machen musste – setzte Zwart sein Vorhaben um. In unmittelbarer Nähe zur wunderschönen Costa del Sol und gleich neben Malaga, der zweitgrößten Stadt Andalusiens, sollte seine eigene Rennstrecke, das Ascari Race Resort, entstehen. Eine Rennstrecke für reiche Sportwagen-Fahrer und Trackdays mit exklusivem Charme.
Als die Presseabteilung von Audi mich und eine Schar weiterer Journalisten vor ein paar Jahren einlud, den damals neuen Audi TTS zu fahren, ermöglichte mir das die wunderbare Möglichkeit, auch endlich mal in Ascari fahren zu können.
Bereits der Weg vom Flughafen zur Strecke ist fantastisch. Inmitten einer reizvollen Landschaft zwischen Meer und Gebirge führen dich kurvenreiche Landstraßen zum Ascari Race Resort etwas weiter im Landesinneren.
Irgendwann erreichen wir Ascari, eingebettet in ein von Bergen umgebenen Tal. Die Schranke öffnet sich und erlaubt uns Zutritt zu einem Spielplatz der besonderen Art. Eine enge Straße führt uns parallel zum Streckenverlauf in ein kleines Fahrerlager.
Ein großer Platz mit Tankstelle auf der linken und den Boxen auf der rechten Seite. Alles wirkt sehr edel und wirklich exklusiv. Von außen ist die Anlage im sogenannten „maurischen Stil“ gehalten, kein Wunder bei nur rund 100 Kilometern Luftlinie bis nach Afrika.
Hier gibt es alles: Tiefgarage mit Platz für ein paar hundert Autos, Werkstatt mit allen möglichen Werkzeugen, Hebebühnen etc. Doch es kommt noch besser.
Wir parken den Audi TTS im Fahrerlager und schlendern zu einem Bungalow-artigen Gebäude, das sich als das Club-Haus, pardon „Clubhouse“, entpuppen soll. Viel Holz, gemütlich, edel, sind meine ersten Gedanken. Nach vielen Stunden Rennstrecke hier am Kamin abends den Tag ausklingen lassen, das hat schon was.
Einen schnellen Espresso später, stehen wir auf der Terrasse mit bestem Blick auf die Strecke. Wie wäre es, die Fahrer vom Pool oder aus der Hängematte heraus beim Erkunden der Ideallinie zu beobachten? Hier, auf dem Golfplatz für Menschen mit Benzin im Blut, ist das möglich. Wahnsinn.
Die Strecke
Bei all der Entspannung wollen wir dennoch die ein oder andere Runde auf der 2002 eröffneten Strecke fahren. Ascari erstreckt sich auf 5,4 Kilometern Länge durch die Landschaft Andalusiens. Hier konnte sich der Klaas Zwart komplett austoben und im wahrsten Wortsinn auf der grünen Wiese seine Lieblingskurven aus dem Boden stampfen.
Die Strecke ist durchaus vielseitig und bietet einige technisch herausfordernde Ecken: Ultraschnelle Kurven, enge Schikanen, Abschnitte mit 17 % Banking und Streckenabschnitte mit mal mehr, mal mit weniger großen Auslaufzonen. Auf insgesamt 26 Kurven, davon 13 Rechts- und 13 Linkskurven, können sich Trackday- und Sportfahrer abarbeiten.
Besonders stolz ist man auf die höhere Kurvendichte als auf der Nürburgring-Nordschleife. Dafür fehlen eben auch länger Highspeed-Abschnitte. Neben dem 5,4 Kilometer langen Verlauf der Hauptstrecke bietet Ascari außerdem drei weitere Strecken-Varianten mit Längen zwischen 1,3 und 2,6 Kilometern.
Wer das Ascari Race Resort besuchen möchte, muss glücklicherweise nicht gleich Mitglied im sündhaft teuren „Ascari Race Club“ werden. Verschiedenen Anbieter bieten regelmäßig Trackdays auf der überaus reizvollen Strecke an.
Einen schönen Eindruck zum Streckenverlauf bietet dieses Video zweier Porsche 911 GT3:
Klaas Zwart über das Ascari Race Resort
Und wie hat sich nun der Audi TTS geschlagen?
Stimmt, über den Audi TTS haben wir kaum ein Wort verloren. Wen es interessiert, hier unser kurzes Fazit: Mit 310 PS, die der 2.0 TFSI-Vierzylinder leistet, und permanentem quattro-Antrieb schiebt der neue Audi TTS einigermaßen gut an. Zugute kommt dem TT zumindest etwas Gewicht verloren zu haben: Laut Audi konnte der neue TT immerhin rund 50 Kilogramm abspecken. Vielleicht noch ein paar Worte zum Allradsystem. Die Verteilung der Antriebsmomente zwischen den Achsen erfolgt dabei wie heute üblich elektronisch geregelt. So wird laut Audi „in jeder Situation die jeweils ideale Aufteilung der Momente berechnet und die fahrdynamische Auslegung des TT unterstützt.“ Das hat mit ursprünglichen Sportwagen-Philosophien natürlich nicht mehr viel zu tun. Aber vielleicht bin ich dafür auch einfach zu alt. Für den Alltags- oder Gelegenheitsfahrer mag das vor allem aus Sicherheitsaspekten durchaus legitim sein. Für Trackday-Puristen eignet sich der neue Audi TTS aber wohl nicht wirklich. Auch deshalb, weil das Bremspedal nach wenigen Runden auf der Rennstrecke immer länger wird – die Bremsanlage also nicht unbedingt für den Einsatz auf Rennstrecken konzipiert ist. Aber das kennt man von den vermeintlich sportlichen Modellen aus Ingolstadt bzw. Neckarsulm bereits.
Ascari Race Resort Bildergalerie