Interview mit Sebastian Herke von Circuit Booking

Wer heute auf der Suche nach Trackdays ist, hat mehrere Möglichkeiten. Entweder sämtliche Veranstalter – oder zumindest die favorisierten – abzuklappern oder auf Portalen zu recherchieren, die Trackday-Termine Veranstalter-übergreifend aggregieren. Zu nennen ist hier etwa unser Trackday-Kalender. Verschiedene Anbieter gehen ein paar Schritte weiter. Hier können nicht nur Trackday-Termine gefunden werden, sie lassen sich auch direkt buchen. Einer dieser Anbieter ist Circuit Booking, ein internationaler Marktplatz für die einfache Buchung von Trackdays, die auch per Smartphone-App funktioniert.

Circuit Booking

Bei Circuit Booking ziemlich spannend: Das Unternehmen wurde von den Motorsportexperten Sebastian Herke (früher Head Formula BMW bei BMW Motorsport) und Dr. Carsten Tilke (Tilke Architekten & Ingenieure) gegründet. Zu den Investoren und Gesellschaftern gehört unter anderem der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Für uns Grund genug, einmal genauer auf Circuit Booking zu schauen. Im Interview verrät Gründer und Geschäftsführer Sebastian Herke, warum er Circuit Booking gegründet hat und was sein Angebot besser macht als der Wettbewerb.

Sebastian, verrate uns doch bitte, was Circuit Booking macht?

Circuit Booking ist eine digitale Plattform für die zentrale Buchung von Trackdays, Testtagen und Driving-Experience-Events, unabhängig vom Veranstalter. Automobilkonzerne, Rennteams und Event-Agenturen können zudem ganze Rennstrecken weltweit exklusiv über uns buchen.

Ihr seid seit über zehn Jahren am Start. Wie seid ihr damals auf die Idee gekommen, einen Marktplatz rund um Rennstrecken zu eröffnen?

In meiner früheren Funktion bei BMW Motorsport musste ich unter anderem Rennstrecken buchen und habe dabei festgestellt, wie kompliziert das sein kann und wie wenig digital der ganze Markt ist. Da lag es für mich als Informatiker nahe, eine Plattform und Software zu entwickeln, um die Prozesse zu vereinfachen. Seit unserer Gründung 2011 haben wir für eine Vielzahl von Automobilkonzernen gearbeitet und mit Ausnahme von Australien auf jedem Kontinent Rennstrecken vermittelt.

Sebastian Herke

Mit Portalen wie Motorsportdays.com und All4Track.de habt ihr eine gewisse Konkurrenz auf dem Markt. Wie hebt ihr euch von den anderen Playern ab – und was macht ihr möglicherweise besser als sie?

Die Plattformen, die Du nennst – wie auch andere – sammeln im Wesentlichen Trackday-Termine und verlinken auf die Webseiten der Veranstalter. Buchen musst Du dann beim jeweiligen Veranstalter – mit all den Tücken, die diese Webseiten teilweise haben. Bei uns ist jedoch der gesamte Prozess der Buchung vollständig digitalisiert, denn wir nutzen unsere eigene Software, die wir seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt haben und die auch bei Kunden wie dem ADAC im Bereich Fahrsicherheit seit langem im Einsatz ist. Bisher haben wir einen niedrigen bis mittleren einstelligen Millionenbetrag in die Entwicklung unserer Software investiert. Dazu sind wir die ersten, die eine Trackday-App entwickelt und erfolgreich gelauncht haben. Bei uns sind ca. zwei Drittel des Teams Software-Entwickler, daher ist unsere DNA komplett auf Digitalisierung ausgelegt – und nicht auf „Termine abschreiben“ (lacht).

Mit wie vielen Trackday-Veranstaltern arbeitet ihr eigentlich zusammen? Und wie eng ist da die Zusammenarbeit?

Wir haben dieses Jahr die Marke von 50 registrierten Veranstaltern überschritten und decken damit laut unserer Marktanalyse ca. 20 Prozent des europäischen Marktes ab. Die Spanne der Zusammenarbeit ist dabei ganz unterschiedlich: Wir haben Anbieter, die sich nach einer Kurzvorstellung komplett selbständig registriert haben, aber auch einige, die wir beim Einstellen ihrer Angebote aktiv unterstützen. Grundsätzlich ist es aber so, dass bei uns im Team zwei Personen ausschließlich für die Akquise und Betreuung der Veranstalter zuständig sind.

Ihr habt vor Kurzem openpitlane.de von Markus Gedlich, bzw. Gedlich Racing übernommen. Wie kam es dazu und was habt ihr mit der Seite vor?

Im Rahmen unseres Sponsorings der Endless Summer Veranstaltung von Gedlich Racing haben Markus und ich uns immer wieder darüber ausgetauscht, inwieweit es Kooperationsmöglichkeiten zwischen seiner Seite und Circuit Booking geben könnte. Von allen Szenarien war dann der Kauf der Seite durch uns seine bevorzugte Lösung. Unser Ziel ist es, dass wir die Buchungsstrecke für Besucher von openpitlane.de verkürzen und vereinfachen, indem sie einen openpitlane.de-Termin direkt bei Circuit Booking buchen können, wenn es den Termin auf beiden Plattformen gibt.

Wie muss man sich den Arbeitsalltag eines Sebastian Herke vorstellen? Bei Instagram sieht man, dass ihr viel auf europäischen Rennstrecken unterwegs seid…

Die Präsenz an Rennstrecken ist für uns immer schon wichtig gewesen, da es eine effiziente Art ist, an einem Ort gleich mehrere Parteien – Strecke, Veranstalter, Endkunden – zu treffen. Das Networking und die Zufallsbegegnungen vor Ort sind nicht zu unterschätzen. Da wir aber meist am Wochenende an den Strecken sind, bedeutet dies für mich persönlich im Arbeitsalltag oft eine 7-Tage-Woche – etwas zum Leidwesen meiner Familie. Unter der Woche kümmere ich mich zusammen mit unserem IT-Team um die Weiterentwicklung unserer Buchungsplattform sowie den Ausbau unserer Vertriebsaktivitäten.

Ihr seid auch noch in einem anderen Bereich tätig: „Circuit Business“. Was hat es damit auf sich?

Unter der Schwestermarke Circuit Business, die wir letztes Jahr gegründet haben, bündeln wir primär Software- und Consulting-Leistungen für Firmenkunden. So haben wir letztes Jahr auf Basis von Rohdaten aus einer weltweiten Motorsport-Umfrage der FIA unseren Circuit Business Index veröffentlicht. Dieser kann von Rennstrecken-Betreibern und potenziellen Investoren genutzt werden, um zu vergleichen, wie ihre Strecke wirtschaftlich im Branchen-Vergleich abschneidet. Auch alle unsere Software-Projekte, die wir für Kunden als Dienstleistung anbieten, sind in „Circuit Business“ gebündelt.

Ihr habt unter anderem mit Norbert Haug und Dr. Carsten Tilke von Tilke Architects & Engineers ein paar prominente Leute an Bord. Wie kam es dazu und wie unterstützen sie Circuit Booking?

Ich habe Hermann und Carsten Tilke auf einer Charity-Veranstaltung kennengelernt und dann den Kontakt genutzt, ihnen meine Geschäftsidee vorzustellen. Norbert Haug konnten wir dann letztes Jahr als Investor gewinnen, da wir im Rahmen unserer Investment-Runde für das Endkunden-Geschäft weitere Partner gesucht haben. Es ist vor allem das Netzwerk unserer Mitgesellschafter, mit dem sie uns unterstützen. So kommen wir beispielsweise sehr leicht mit Rennstreckenbetreibern in Kontakt, die noch in der Bauphase sind und entsprechend Bedarf an Buchungs- und Verwaltungssoftware haben.

Du kommst ja selbst aus dem professionellen Motorsport. Verrate uns doch mal bitte, was du vor Circuit Booking gemacht hast.

Angefangen hat alles mit meiner Rolle als nicht-technischer Team-Chef des Formula-Student-Teams der RWTH Aachen Anfang der 2000er Jahre, als Formula Student noch kaum bekannt war. Über unseren Sponsor BMW bin ich dann bei BMW Motorsport gelandet. Dort war ich in verschiedenen Projekten innerhalb der Formel-BMW-Rennserien tätig. Zu Beginn für die Formel BMW Americas, wo ich auf die harte Tour immer wieder „Motorsport in the US is different“ lernen musste. Als ich 2011 bei BMW Motorsport aufgehört habe, waren 11 aktuelle Formel-1-Fahrer Absolventen der damals weltweiten Formel BMW Rennserien. Das war schon sehr cool zu sehen.

Letzte Frage: Was ist denn deine Lieblingsrennstrecke?

Mit der Frage bringst Du mich jetzt aber in echte Schwierigkeiten. Wir haben ca. 500 Strecken in unserer Datenbank und mit ca. 200 davon habe ich persönliche Geschäftskontakte. Da einen Liebling zu nennen, wäre etwas unfair. Daher sag ich mal diplomatisch: Meine Jogging-Strecke durch den Englischen Garten – bei schönem Wetter (lacht).

Link zum Thema: Circuit-Booking.com