Trackday in Zandvoort | Test Michelin Track Connect Teil 2

Michelin selbst bezeichnet sein vernetztes Reifensystem Track Connect selbstbewusst als „virtuellen Reifen-Coach“. Und das kommt nicht von ungefähr: Das System zeichnet nicht einfach nur Daten auf und zeigt sie über die dazugehörige App auf dem Smartphone-Bildschirm an. Das System leitet aus den gesammelten Daten auch klare Handlungsempfehlungen ab und punktet mit spannenden Zusatzfeatures. Das ist für Anfänger genial und für routinierte Fahrer mindestens hilfreich.

Nach den ersten Runden in Zandvoort ist die Empfehlung klar: Runter mit dem Luftdruck. Und zwar vorne um 0,7 respektive 0,75 bar und hinten um 0,35 bzw. 0,25 bar. Das passt. Denn laut Track Connect – auch das zeigt die App an – lag der Luftdruck vorne während des Stints bei bis zu 2,8 bar, hinten lediglich bei um die 2,5 bar. Und weil der Honda mit leichtem Untersteuern zu kämpfen hatte, passt auch die Empfehlung, hinten mit etwas mehr Luftdruck zu fahren.

Also ran an die Ventile und Luft ablassen. Auch hier hilft Michelin Track Connect, indem du die Veränderung des Luftdrucks in Echtzeit am Smartphone-Bildschirm mitverfolgen kannst. Zudem zeigt dir die App an, wenn du den optimalen Luftdruck erreicht hast. Den manuellen Luftdruckprüfer braucht´s da also nicht mehr zwingend.

Luftdruckempfehlungen passen

Und wieder zurück auf die Strecke und schauen, wie es jetzt passt. Im horizontalen Landscape-Modus zeigt dir Michelin Track Connect in Echtzeit die Über- oder Untersteuertendenz, gemessen am Unterschied zwischen dem Luftdruck auf der Vorderachse und dem auf der Hinterachse an. Zeigte die Nadel während des ersten Stints klar in Richtung Untersteuern, so zeigt sie jetzt in den neutralen Bereich mit einer Tendenz Richtung Übersteuern. Auch das entspricht der sich tatsächlich einstellenden Fahrphysik und dem, was du selbst subjektiv fühlst: Der Civic ist in den Kurven jetzt viel neutraler und tatsächlich etwas agiler, weil das Heck mehr mitarbeitet. Jetzt zeigt der serienmäßige Japaner sein ganzes Potenzial und ist selbst im Vergleich mit den meisten deutlich kompromissloseren Tracktools vom Schlage eines BMW M3 oder M2 nicht langsam. Was für ein Spaß!

Dass der Type R nach der Anpassung des Luftdrucks besser funktioniert, zeigt auch der ebenfalls in Michelin Track Connect enthaltene Laptimer: Obwohl die Außentemperatur mittlerweile auf 27/28°C – im Schatten wohlgemerkt – gestiegen ist und ich auf der Geraden vom Gas gehe, um dem Motor nicht zu viel zuzumuten, zeigt mir die App eine um immerhin 0,3 Sekunden schnellere Rundenzeit an.

Das Serienfahrwerk des Honda Civic Type R hat gut zu tun. Bild: FT Photography

Luftdrücke und Reifentemperaturen über den Stint nachverfolgen

Zurück im Fahrerlager scrolle ich mich durch ein weiteres geniales Feature der App, vielleicht das beste von Michelin Track Connect: Das System zeigt dir nach jedem Stint nämlich nicht nur die Start-/Ziel- und Maximal-Luftdrücke an. Im Landscape-Modus kannst du auch die Entwicklung von Luftdrücken und Reifentemperaturen über die Zeit stufenlos nachverfolgen. Auf diese Weise kannst du also nachvollziehen, wann genau deine Reifen in einen kritischen Bereich kommen und wie sie über die Zeit performen. Alle Informationen lassen sich natürlich auch speichern.

Ein weiterer Vorteil, der sich durch die Nutzung von Michelin Track Connect im Vergleich zum herkömmlichen Messen ergibt: Du hast die Daten ich Echtzeit und im Verlauf auf deinem Smartphone. Wenn du hingegen mit Luftdruck-Prüfer und Thermometer misst, bekommst du in der Regel immer nur Daten, nachdem sich die Reifen wieder ein stückweit erholt und Druck und Temperatur abgebaut haben. Je nachdem, wie lange deine Cooldown-Lap aussieht und wann du im Fahrerlager zum Messen ankommst, sind die dann gemessenen Daten immer einigermaßen verfälscht.

Zwei Kritikpunkte: Michelin Track Connect kann Stand heute nur eine Reifentemperatur messen, keine Temperaturverteilung über die gesamte Lauffläche. Zudem fehlen bei der Voreinstellung noch einige Fahrzeugmodelle und Rad-Reifenkombinationen.

Mein Fazit: Mit Michelin Track Connect bekommen ambitionierte Sportfahrer für rund 400 Euro ein System, das ihnen auf einen Schlag das mitunter nervige manuelle Messen komplett erspart und die Datenanalyse noch einfacher macht. Für Anfänger und weniger routinierte Fahrer sind vor allem die Handlungsempfehlungen Gold wert.

Mehr Infos zu Michelin Track Connect gibt´s hier.