Wenn man sich mit Sport- und Trackday-Fahrern über das Thema Coaching unterhält, bilden sich erfahrungsgemäß meist zwei Fraktionen, die verschiedene Positionen einnehmen. Die eine betont, wie viel Rennstrecken-Coachings bringen. Die andere lehnt Coachings kategorisch ab und will sich Track-Skills selbst aneignen. Hin und wieder gesellt sich eine weitere Fraktion dazu, die den Ausführungen der beiden Parteien lauscht, sich am Ende aber weiterhin unschlüssig ist, ob ein Coaching in Frage kommt. Ich habe mir auch ein paar Gedanken gemacht und mich mit zwei erfahrenen Coaches unterhalten.
Unterschieden werden können Coaches, die als One-Man-Shows entsprechende Trainings anbieten und Unternehmen wie Gedlich Racing oder die all4track AG, die ihre Programme über viele Jahre mit erheblichem Aufwand entwickelt haben und über ein ganzes Team professioneller Coaches verfügen. Durch ein durchdachtes Ausbildungs- und Qualitätssicherungsprogramm für die Coaches wird eine hohe Qualität sichergestellt. Zusammen mit einer gewissen Unternehmensgröße und/oder Organisationsstruktur ist es diesen Anbietern außerdem möglich, Veranstaltungen in beinahe beliebiger Größe durchzuführen.
Coaching ja oder nein?
Einfache Frage: Für wen eignen sich Track-Coachings? Markus Gedlich, der bereits seit 2006 als Personal Coach arbeitet und mit seiner Firma Gedlich Racing Premium-Trackdays und -Coachings durchführt, hat eine ehrliche Antwort parat: „Wenn man sehr talentiert ist, kann man durch Hinsehen und Ausprobieren auf einen ordentlichen Level kommen“. Allerdings schränkt der Ex-Rennfahrer auch ein: „Irgendwann kommt aber jeder an einen Anschlag, dann hilft nur noch der Input vom Profi“.
Sportfahrertrainings, Lehrgänge – oder doch Personal Coachings?
Ähnlich sieht es auch Daniel Schwerfeld, der bereits seit neun Jahren hauptberuflich als Sportfahrer-Coach arbeitet und seit 2019 mit seiner Firma all4track AG nicht nur Sportfahrertrainings sondern auch Trackdays und Drift-Trainings anbietet. Auf professionelle Hilfe zu verzichten und auf eigene Faust an seinen Skills zu feilen, sei durchaus eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit, die sich jedoch als langwieriger und steiniger Weg entpuppen könne. „Eine bessere Möglichkeit ist die Teilnahme an einem Sportfahrertraining wie zum Beispiel das von „sport auto“, der all4track AG oder auch Gedlich Racing. Hier fährt man in einer Gruppe hinter dem Instruktor her und wird per Funk betreut. Alternativ gibt es auch den Sportfahrerlehrgang der Scuderia Hanseat. Hier gibt es ein sogenanntes Sektionstraining.“
Personal Coaching bietet größtes Potenzial für Trackday-Fahrer
Das größte Potenzial bietet nach Meinung der beiden Profis allerdings das „Personal Coaching“ – nicht umsonst die Spezialität der beiden Coaches. „Hier macht der Fahrer durch aktives Beifahren des Coaches, angepasste Referenzrunden vom Coach und Daten-/Videoanalyse die größten Schritte“, erklärt Daniel. Erfahrene Piloten stoßen irgendwann an ihre Grenzen. „Sie fahren viel, verbessern sich aber nicht mehr. 1:1 Coaching bringt sie innerhalb kürzester Zeit auf ein neues Level an Fahrkönnen, Speed und Sicherheit“, weiß Markus, der sich den Begriff „1:1 Coaching“ sogar als Marke hat schützen lassen. „Die Arbeit mit Semiprofis oder Profis ist wieder eine ganz eigene, denn hier geht es vor allem um Details, Details und nochmal Details.“
Rennstrecken-Coaching sowohl für Profis als auch Anfänger
Doch nicht nur für Fortgeschrittene, die sich selbst den letzten Schliff geben wollen, eignen sich Coachings. „Auch vorher wird der Weg zum guten Fahren weniger mühsam und weniger gefährlich, wenn man von Anfang an alles richtig macht“, ist Markus Gedlich überzeugt. Letztlich sei es wie in allen Sportarten: „Wenn man sich von vornherein keinen Blödsinn angewöhnt, dann muss man ihn sich später auch nicht mehr abgewöhnen. Gesunde Basics sind immer optimal, wenn es darum geht, im Leben neue Dinge zu lernen.“
Der Ex-Rennfahrer und Coaching-Pionier verrät: „Wir sind oft selbst verblüfft: Neulinge haben meist eine derart steile Lernkurve, dass sie bereits nach zwei bis drei Sitzungen auf einem ähnlichen Niveau fahren, wie etablierte Trackday-Fahrer.“
Einer, der regelmäßig Coachings bucht, ist Christian. „Coachings buche ich immer dann, wenn ich ein neues Auto habe oder wenn es auf eine neue Strecke geht. Ich möchte mir einfach keine Fehler angewöhnen, die man sich später wieder abtrainieren muss. Ein Coaching ist für mich also immer die Grundlage für meine Streckenkenntnisse. Ich möchte meinen Speed natürlich steigern und bestenfalls Erfolge auf der Uhr sehen können – und das möglichst sicher“, erklärt der Fahrer eines schwarzen Porsche 911 GT3.