TT RS Facelift 2019: Audi konzentriert sich auf die Optik

Der Audi TT RS hat von Fahrdynamik-Experten und Sportwagen-Journalisten in den letzten Jahren einiges einstecken müssen. Vor allem die Bremsprobleme und Schwächen bei der Fahrdynamik machten dem Coupé zu schaffen. Jetzt hat Audi das neue Facelift des TT RS vorgestellt. Eine spitzen Möglichkeit, die Mängel zu korrigieren, oder?

Es mag am Wetter liegen. Irgendwie reagiere ich zurzeit ziemlich allergisch auf allzu euphorische und an der Realität vorbeischrammende Marketing-Versprechen im Zusammenhang mit leistungsstarken Automobilen. Da hatten wir vor wenigen Wochen den VW Golf GTI TCR, über den VW vollmundig schrieb, dass ein „Technologietransfer zwischen Motorsport und Serie“ stattgefunden habe. Dieser Technologie-Transfer bestand darin, einen TCR-Aufkleber aufs Blech zu pappen und „Motorsport-Splitter“ und gelochte Bremsscheiben zu verbauen. Hammer.

In dieser Woche hat Audi nun den facegelifteten Audi TT RS vorgestellt. Und im Volkswagen-Konzern macht man sich offenbar einen Spaß daraus, sich gegenseitig mit Jubelarien zu übertreffen. „Der neue TT RS ist in absoluter Bestform“, sagt etwa Michael-Julius Renz, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH. „Wie ein austrainierter Athlet zeigt er noch mehr, wie viel Kraft unter seiner muskulösen Außenhaut steckt.“ Oliver Hoffmann, Technischer Geschäftsführer der Audi Sport GmbH ergänzt: „Für die herausragende Performance sorgen das niedrige Gewicht, das maximal sportlich abgestimmte Fahrwerk und unser preisgekrönter Fünfzylinder. Bereits zum neunten Mal in Folge haben wir mit dem 2.5 TFSI-Motor den begehrten „International Engine of the Year Award“ gewonnen.“

Über den hervorragenden 400-PS-Motor gibt es wahrscheinlich auch kaum Negatives zu berichten. Aber was ist mit den Brems- und Fahrdynamik-Problemen? Wir erinnern uns: Nicht nur TT-RS-Fahrer berichten immer wieder von Bremsproblemen. Auch die „sport auto“ etwa monierte immer wieder Probleme mit den Bremsen – zuletzt beim „Supertest“ des aktuellen Audi TT RS im Oktober 2016. Noch in der ersten (!) Nordschleifen-Runde treten damals erneut Bremsprobleme auf. „Das Bremspedal wird beim Anbremsen länger und zeigt deutliche Fading-Erscheinungen. Äußerst unangenehm dabei: Die Bremskraft tritt an allen Rädern unterschiedlich stark auf. Subjektiv liegt zunächst hinten rechts mehr Bremsdruck an, und das ESP regelt nur noch grob und unharmonisch. Der TT RS versetzt leicht“, schrieb Redakteur Christian Gebhardt seinerzeit. Und weiter: „Da das Bremspedal bei der Anfahrt zur Brücke in Breidscheid schon so gummiartig durchfiel, breche ich die schnelle Runde ab.“

Das Problem bestätigte kürzlich auch Ring-Legende Christian Menzel im Rahmen seiner „Fast Lap“. „Ich bin mit dem Auto zwei Runden gefahren. Die erste war die schnellste. In der zweiten Runde hatte ich schon das Problem, dass das Pedal weich geworden ist. (…) In dem Moment, wo die Bremsanlage heiß wird, wo sich Sattel und Scheiben aufheizen, habe ich Bremsleistung verloren, bzw. -gefühl verloren.“ Und Christian benennt eine zweite Problematik, die bei Kurvenfahrten mit dem Testwagen auftrat: „Er war neutral, kein Zucken in der Hinterachse. Und im gleichen Moment hat er auf jeden kleinen Lastwechsel reagiert. Also Gas wegnehmen: Heck bricht aus. Reinbremsen in die Kurve: Heck bricht aus. Das hat mir nicht so richtig gefallen.“

Die Sache mit den Lastwechseln kann man dem Auto wahrscheinlich auch positiv auslegen. Die Fuhre lenkt halt aktiv mit, wenn man will – und das im Griff hat. Aber weil das Auto als Hochleistungssportwagen konzipiert ist, sollten sie in Neckarsulm wohl den Anspruch haben, zumindest die Bremsprobleme irgendwann in den Griff zu bekommen.

Doch in der Pressemeldung zum Audi TT RS Facelift 2019 ist keine Rede davon. Man rühmt sich zwar für eine „absolute Bestform“ und eine „herausragende Performance“. Und auch optisch ist alles im sprichwörtlichen Lack: „So maskulin war der TT RS noch nie.“ Bei der Optik hat sich einiges getan. Passt also zu einem Facelift. Aber technisch hat sich offensichtlich nichts geändert. Die einzigen Infos zur Bremsanlage: „Hinter den 19- oder 20-Zoll-Rädern arbeiten an der Vorderachse innenbelüftete, gelochte Stahlscheiben. Die Bremssättel sind serienmäßig schwarz lackiert, optional in Rot.“ Also scheinbar alles wie immer. TT-RS-Käufer müssen bei dem 70.000-Sportwagen also weiter davon ausgehen, nicht mal eine gescheite Nordschleifen-Runde fahren zu können, geschweige denn ganze Trackdays.

Ein bisschen muss man die RS-Entwickler in Bezug auf das Facelift ja auch in Schutz nehmen: Der TT RS ist, was die Bremsanlage angeht, offenbar eine Fehlkonstruktion, die man so einfach nicht in den Griff bekommt. Zumindest nicht im Rahmen eines Facelifts. Gegenüber „sport auto“ erklärte Audi die Bremsprobleme damals wie folgt: „Konzeptbedingt arbeitet die Bremsanlage im TT RS, im Vergleich zu Fahrzeugen mit längs oder mittig eingebautem Motor, mit höheren Temperaturen. Dies hat einen, vor allem bei Einsatz auf der Rennstrecke und damit sehr hohen Bremsentemperaturen, erhöhten Bremsbelagverschleiß zur Folge“.

[Bilder: Audi AG]