Gedlich Racing darf man wohl mit Fug und Recht als einen Big Player in der Trackday-Szene bezeichnen. Das Unternehmen von Ex-Rennfahrer Markus Gedlich veranstaltet in ganz Europa Trackdays für Straßen- und Rennfahrzeuge. Ein Highlight sind unter anderem die „Endless Summer Ascari“ Veranstaltungen zwischen Dezember und März: Während zu dieser Zeit in Deutschland kaum an Trackfahren zu denken ist, können Sportfahrer und Rennfahrer auf dem Circuito Ascari und auf weiteren Rennstrecken im Süden Spaniens und Portugals bei perfekten Bedingungen ihrer Leidenschaft nachgehen. Außerdem hat sich Gedlich Racing auf 1:1 Coachings spezialisiert – ein Begriff, der sogar markenrechtlich geschützt ist.
Der Motorsport liegt der Familie offenbar im Blut. Markus Gedlichs Vater Wolfgang war in den 70ern sehr erfolgreich auf Kreidler in der Motorrad-WM unterwegs. Markus selbst blickt auf eine zwanzigjährige Rennsport-Laufbahn zurück. Neben vielen internationalen Rennsiegen, vor allem auf BMW und Porsche, stehen auch 15 internationale 24-Stunden-Rennen in seiner Vita. Neben der Rennerei entwickelte Markus sein Coaching-System „1:1 Coaching“, das nach eigenen Angaben innerhalb „kürzester Zeit Marktführerschaft erlangte“ und zur Gründung von Gedlich Racing führte. Im Interview hat mich Markus hinter die Kulissen eine Trackday-Veranstalters schauen lassen.
Markus, inwieweit unterscheidet ihr euch von anderen Trackday-Anbietern?
Wir haben bei den Trackdays drei verschiedene Veranstaltungsformate: Open pitlane, Two Groups und Street/Race. Damit passen wir die Bedingungen der Trackdays an die Wünsche unserer unterschiedlichen Zielgruppen an. Das Ganze ist zudem sehr streckenspezifisch. So holen wir zum Beispiel am Bilster Berg und auf der Nordschleife vor allem Hobby- und Amateurpiloten ab, während wir am Hockenheimring und Nürburgring streng separiert nach Straßen- und Rennfahrzeugen fahren und somit auch Motorsportteams optimale Fahrbedingungen für Performance-Tests bieten.
Zudem bietet ihr auch Zusatzservices an.
Genau. Da ist vor allem unser Produkt 1:1 Coaching zu nennen, welches marktführend ist und ein Alleinstellungsmerkmal bedeutet. Zudem kann man Miet-Sportwagen unserer Partner anmieten.
Ein wichtiges Thema bei Trackdays ist das der Sicherheit. Wie wichtig ist euch die Sicherheit?
Sicherheit ist für uns die wichtigste Komponente. Wir wenden viel Energie auf, diese zu optimieren. Das fängt bei der Kunden- und Fahrzeugauswahl an, geht über die Gruppenzuordnung bis hin zu den Briefings. Unsere Schadensquote gibt uns recht, denn selbst Versicherer schätzen die Sicherheit unserer Events. So gibt es zum Beispiel speziell für Endless Summer eine Kaskoversicherung für Renn- oder Sportwagen, die aufgrund der nachweislich niedrigen Schadensquote besonders günstige Prämien anbietet. Vor allem aber ist uns wichtig, dass jeder wieder sicher nach Hause kommt.
Eine Frage, die sicherlich viele Trackdaysport-Leser interessiert: Wie kommen bei euch eigentlich die Preise für Trackdays zustande?
Trackday-Preise sind immer eine Funktion aus Anzahl der Autos auf der Strecke und Strecken-Mietkosten. Ist ein Trackday besonders billig, so muss der Veranstalter besonders viele Autos fahren lassen, damit die Rechnung aufgeht. Wir sind nicht die Billigsten am Markt, bieten dafür aber konstant gute Bedingungen. Das Ganze in Kombination mit unseren verschiedenen Formaten ergibt für unsere Kunden die Gewähr, bei uns immer einen super Trackday erleben zu können.
Getoppt wird das alles nur durch Endless Summer Ascari, denn hier können wir zum sehr leistungsfähigen Preis open pitlane Trackdays mit einer sehr überschaubaren Menge an Autos anbieten. Das Ganze auf den besten Strecken, die man sich vorstellen kann.
Welche Kriterien habt ihr für die Auswahl eurer Rennstrecken?
Wir wollen vor allem die besten Strecken anbieten. Hockenheimring, Nürburgring und Bilster Berg sind die Locations, die unsere Kunden besonders schätzen. Und natürlich die Nordschleife, die steht über allem. Besonders viele sehr hochwertige Strecken mit toller Streckenführung gibt es bei Endless Summer. Spanien und Portugal halten gleich eine ganze Reihe geschichtsträchtiger Strecken bereit, die allesamt traumhaft zu fahren sind.
Werden wir mal persönlicher: Was ist deiner Meinung nach die beste Rennstrecke der Welt?
Die Frage kann man kaum pauschal beantworten, da muss man regelrecht nach „Disziplinen“ unterscheiden. Die Nordschleife ist outstanding, es gibt nichts, was sie toppen könnte. Aber unter den Sprintstrecken gibt es viele sehr gute. Ascari ist vom Ambiente her mein Favorit, denn hier erlebst Du 5-Sterne-Feeling. Rein von der Strecke her sind Aragón und Circuito Iberia 9km meine Lieblinge. Aragón, weil es so modern und sicher ist – es ist die teuerste und modernste Motorsportanlage Europas. Circuito Iberia 9km, weil – wie der Name schon sagt – die 9 Kilometer Streckenführung so genial angelegt sind, dass es schon fast an die Nordschleife heranreicht.
Und was ist für dich das beste Auto für die Rennstrecke?
Da gibt es ja nach oben keine Grenzen. Aber vom Verhältnis Fahrspaß und Kosten finde ich einen Challenge-Ferrari top. Am besten der 458, der ist so herrlich ehrlich, einfach zu fahren und macht ein verrückt geiles Geräusch! Er ist nicht so teuer, geht nicht kaputt und ist für Amateure wie Profis gleichermaßen ein riesen Spaß, auch im Nassen.
Wie schätzt du das fahrerische Niveau in der deutschen Trackday-Szene ein? Und wie können Trackday-Fahrer ihr fahrerisches Können am besten verbessern.
Das fahrerische Niveau wird immer besser. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell und zugleich sicher unsere Piloten bei den Trackdays unterwegs sind. Da müssen wir als Profi uns schon gewaltig anstrengen, um da nochmal eins draufzulegen. Das liegt auch an der Entwicklung der Sportwagen der letzten Jahre. Natürlich entscheidet letztlich der, der am Lenkrad dreht, wie gut ein Auto fährt. Aber die modernen Sportwagen machen es einem besonders leicht, ans Limit zu gehen und sich in dessen Nähe zu bewegen. Wir beobachten daher eine Homogenisierung des Feldes. Das kommt letztlich der Sicherheit zugute.
Wer wirklich an einer Verbesserung des eigenen Fahrens interessiert ist, der kommt nicht um ein 1:1 Coaching herum. Das kostet zwar ein paar Euro extra, aber das Geld ist gut angelegt, denn effizienter kann man sich nicht verbessern. Zudem optimiert es die eigene Sicherheit, denn mit Coaching kommt Kontrolle und mit Kontrolle Sicherheit.
Hast du Tipps, welches Equipment Trackday-Teilnehmer immer dabei haben sollten?
Helm, Handschuhe und Fahrerschuhe oder schmale Sportschuhe sollten immer dazu gehören. Dazu empfehle ich jedem, einen Race Navigator an Board zu haben. Wenn man sich beim Fahrern permanent selbst überwacht, kann man sich nicht nur fortlaufend verbessern, sondern kontrolliert sich auch selbst besser. Es ist einfach besser abschätzbar, wie weit man noch vom Limit entfernt ist. Außerdem kann man sich mit solch einem Gerät prima selbst coachen.
Nicht zu vergessen: Immer genügend Wasser dabei haben. Man verliert beim Trackfahren eine Menge Flüssigkeit und merkt das oft nicht. Dann lässt am Nachmittag die Konzentration nach und es schleichen sich Fehler ein. Zwing dich, notfalls zu trinken, denn es ist sehr wichtig für die fahrerische Fitness!
Welche Tipps hast du für Trackday-Anfänger?
- Such Dir immer einen Trackday mit optimalen Bedingungen.
- Lass Dich vor allem als Neuling mit Coaching betreuen – so machst Du von Anfang an alles richtig.
- Mach genug Pausen und trinke genug – Entspannung zwischendurch führt zu neuer fahrerischer Fitness und somit zu Sicherheit.
- Kümmere Dich vor allem um Deine fahrerische Qualität und nicht so sehr um die Frage, welches Deine Lieblingsstrecke ist. Gut fahren ist die Voraussetzung. Wenn Du das kannst, dann kannst Du es auf jeder Strecke.
- Wenn Du Nordschleifen-Fan bist, fahre nicht zu oft auf der Nordschleife, denn sie führt zu einem besonderen Fahrstil, den man nicht zu sehr kultivieren sollte. Nur wer sich regelmäßig auf Sprintstrecken fit hält, wird auch auf der Nordschleife schnell und sicher sein
Und mal ein ganz anderes Thema, um das wir als Trackday-Fahrer in den nächsten Jahren vermutlich nicht drumrum kommen werden; Wie steht ihr zum Thema umweltfreundlicher Motorsport und E-Mobilität?
Dem stehen wir selbstverständlich sehr offen gegenüber. Allerdings gibt es bis jetzt meines Wissens noch kein Track-Tool, dessen Batterieladung zumindest einen Fahrstint lang durchhält und dessen Batterie während einer überschaubaren Wartezeit wieder ausreichend geladen ist für den nächsten Stint. Sobald ein solches Verfügbar ist und dieses mit den Fahrleistungen der gängigen Verbrenner mithalten kann, wird es sicher seine Anhänger finden. Das ist aber gegenwärtig nicht in der Perspektive. Die Fortbewegung mit einem Elektromotor ist sehr angenehm – aber es geht auch nichts über den schreienden Sound eines Sportwagens….
Ein perfektes Schlusswort, Markus. Vielen Dank für das Interview!