Erster Trackday der Saison: 17 Runden Nordschleife im April

DSK Freies Fahren Nürburgring am 30.04.2019

Die Winterpause war mal wieder viel zu lang, oder? Wie eigentlich jedes Jahr. In meinem Fall betrug die Pause ziemlich genau sechs Monate. Kein Wunder, dass man irgendwann beginnt, die Tage zu zählen und in den Küchentisch zu ritzen. Am 30. April 2019 hatte die Warterei endlich ein Ende: Der DSK lud zum Hugo Emde Freien Fahren auf der Nürburgring-Nordschleife.

Beinahe traditionell war ich mit meinen Vorbereitungen wieder etwas spät dran. Erst in der Woche vor dem Trackday am Nürburgring ging es für den Trackdaysport-GT86 zur jährlichen Inspektion, bei der neben den üblichen Arbeiten auch rundum die Bremsscheiben und -beläge neu gemacht wurden. Und ebenfalls eine lieb unlieb gewordene Tradition: Dass mir kurz vor einem Trackday ein Verkehrsteilnehmer vorne links  in den geparkten Toyota rauscht. Doch dieses Mal war der Schaden immerhin einigermaßen überschaubar.

Weil die Fahrerbesprechung von Gruppe 1, in der ich starten sollte, zur unchristlichen Uhrzeit um 7.30 Uhr angesetzt war, zog ich es wieder vor, am Vorabend anzureisen, entspannt den Papierkram zu erledigen und im Hotel zu übernachten. Die Wahl fiel dieses Mal auf das bekannte Motorsporthotel mitten im Nürburg, nur zwei Minuten gemächliche Fahrt von der Nordschleifen-Zufahrt entfernt. Ein einfaches Hotel mit sehr freundlichem Personal und einem – zumindest in meinem Fall – überraschend modern eingerichteten Zimmer.

Abends wollte ich mir das Restaurant Mamma Mia um die Ecke geben. Aber wie so oft machten mir ein paar geschäftliche Emails einen Strich durch die Rechnung. Also noch schnell volltanken, ein paar Minuten den Touristenverkehr eingangs Hatzenbach beobachten, zwei 0,33-Bitburger organisieren und noch etwas arbeiten.

Am nächsten Morgen geht es dann die paar Meter zum Ring. So wirklich warm wird der Wagen auf den anderthalb Kilometern nicht, aber dafür gibt´s beim DSK ja die Einführungsrunde. Die um kurz nach acht natürlich mit 7°C etwas kalt ist. Zudem sind erwartungsgemäß noch einige Streckenabschnitte gefährlich feucht. Also gaaanz langsam angasen. Trotzdem drei Runden fahren, wenn auch etwas verhalten.

Erste Pause. Zeit über die Parkplätze zu flanieren. Leute treffen, Autos gucken. Gefühlt weniger Porsche 911 als sonst. Dafür eine wirklich sehr hohe Bandbreite an verschiedensten Automobilen: Von Hot Hatches wie Fiat Grande Punto Abarth über diverse Peugeot Clio RS, einen alten Peugeot 306 S16, wie immer viele BMW 3er bis zu echten Exoten ist (fast) alles dabei. Habe ich gerade etwas von Exoten geschrieben? Zu nennen wären da ein paar Aston Martin, ein paar McLaren und dieser giftige Lotus 3-Eleven:

Als ich mich mit ein paar bekannten Abarth-Tretern unterhalte, kommt ein junger Bursche vorbei und spricht mich auf den GT86 an. Der sympathische 17-Jährige steht vor der wohl schwersten Entscheidung seines ganzes Lebens: Welches Auto das richtige für ihn ist. Als ambitionierter Kartfahrer muss es was Sportliches sein, keine Frage. Ein alter BMW 3er oder doch eventuell der GT86? Meine Empfehlung ist klar. Ich liebe den zwar etwas schwach motorisierten aber querdynamisch über alle Zweifel erhabenen Japaner einfach. Ich bin gespannt, wie sich Nick entscheiden wird.

Um kurz vor 10 dann der nächste Stint, der schon viel besser funktioniert. Vor allem mit den Michelin Pilot Sport Cup 2, die ich zum ersten Mal auf dem GT86 am Ring fahren kann. Und was soll ich sagen: Auf Temperatur super Grip, sehr präzise und ein breiter Grenzbereich. Mit dem Bilstein B16 Fahrwerk ein wirklich feines Setup.

Leider lassen zahlreiche Gelbphasen keine freie Runde zu. Das ändert sich erst am frühen Nachmittag. Zuvor noch ein kleiner Zwischenfall, der glücklicherweise glimpflich verläuft: Ab Hocheichen, Quiddelbacher Höhe laufe ich erstmals auf einen Audi TT RS auf, der mir auf dem folgenden Highspeed-Abschnitt erstmal wieder enteilt. Kurz vor Aremberg bin ich wieder dran. Auf der Vollgaspassage durch die Fuchsröhre wieder ein paar Meter verloren, bin ich kurz vor dem Adenauer Forst erneut herangerückt. Nach der Links-Rechts blinkt der Sportsfreund rechts, um mich – vermeintlich – durch zu lassen, bleibt aber voll auf dem Gas, sodass ich dank eines durchaus eklatanten Leistungsunterschieds von kaum vernachlässigbaren 160 PS nicht vorbeikomme. Überraschung. Kann man sicherlich auch anders lösen.

In der engen Links am Metzgesfeld bin ich dann zum wiederholten Male dran. „Kann ich mich links vorbei schieben? – Ja, müsste gehen. Nein, doch nicht“. Leider zu schnell. Leider zu eng. Der Audi-Fahrer lässt mir keinen Platz, um einen einigermaßen passenden Radius zu fahren. Mit eingeschlagenen Vorderrädern rutsche ich über eben diese Richtung Leitplanke, öffne dann aber leicht die Lenkung, damit die Reifen wieder Seitenführung aufbauen können. Den Umständen entsprechend „smooth“ rumple ich über den Grünstreifen, habe aber zum Glück die Leitplanke nicht erwischt.

Doch ein wenig eng.

Kurz konstatiert:

  • Mein Fehler.
  • Auch wenn es bei Trackdays meist sehr fair zugeht – du kannst nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass dir durchgehend alle Trackday-Fahrer Platz machen, wenn du zügiger unterwegs bist.
  • Und gleichzeitig zeigt sich wieder, dass man Überholmanöver tatsächlich nicht erzwingen sollte. Alte Trackday-Regel, klar. Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn man Autos, die vielleicht weniger Motorleistung haben, insgesamt aber trotzdem schneller unterwegs sind, einfach mal passieren ließe.

Mund abputzen, weitermachen. Langsam und vorsichtig zurück auf die Strecke, den unter den Laufflächen befindlichen Dreck weitab von der Ideallinie abschütteln und wieder aufs Gas. Und siehe da, im Brünnchen laufe ich auf einen alten Bekannten auf: Einen schwarzen Audi TT RS. Dieses Mal lässt er mich fair überholen. Vielen Dank dafür.

Der restliche Tag vergeht wie im Fluge. Nach 17 Runden bei strahlendem Sonnenschein, Außentemperaturen zwischen 15 und 17°C und einem insgesamt wie immer hervorragend organisierten DSK-Trackday verabschiede ich mich.

Office with a view.

Am Brünnchen noch entspannt ein wenig arbeiten und danach zurück Richtung Ruhrpott. Doch offenbar hat mein Bluetooth-verbundenes Smartphone zuviel Saft gezogen, der Toyota springt nicht mehr an. Verdammt. Von den Anwesenden auf dem Parkplatz kann niemand helfen. Haben natürlich alles dabei: Hydraulische Wagenheber, Drehmomentschlüssel, diverse Sätze Reifen, aber kein Starthilfekabel. Also ein kurzer Hilferuf in die DSK-Whatsapp-Gruppe. Wenige Minuten später die erlösende Nachricht: Zwei DSK-Kollegen erbarmen sich und wollen vorbei kommen.

Minuten spätere rollt ein komplett leer geräumter BMW E46 M3 auf den Brünnchen-Parkplatz. Auf dem Beifahrersitz ein nicht mehr komplett Unbekannter: Es ist Nick, der junge Mann mit dem Interesse an bezahlbaren Sportwagen. Ob der havarierte GT86 nun für den jungen Motorsportler noch in Frage kommt?

Nick und sein Vater Mike spenden etwas Strom – mein Auto läuft wieder. Ich bedanke mich überschwänglich und bin sogar so früh wieder zuhause, um meine beiden Kids ins Bett zu bringen.

Nick, Mike, ihr habt einen gut bei mir!