Sportwagen, Tracktools und Rennwagen: Porsche zeigt spektakuläre und unveröffentlichte Concept Cars

Interne Designstudien werden in der Automobilindustrie gehütet wie ein Schatz. Die allerwenigsten Studien finden den Weg als Concept Cars in die Öffentlichkeit. Alles andere bleibt überwiegend geheim. Und dann gibt es so Tage wie diesen, an dem Unternehmen überraschend Einblicke in das Allerheiligste bieten.

 

Unter dem Titel „Porsche Unseen“ veröffentlicht der Sportwagen-Hersteller erstmals bislang geheime Designstudien aus den Jahren 2005 bis 2019: 15 spektakuläre Fahrzeug-Visionen. Damit gewährt Porsche einen exklusiven Einblick in seinen Designprozess – von der ersten Zeichnung bis zum fertigen Serienmodell.

Der Design-Prozess bei Porsche

„Es geht bei unseren Visionen nicht darum, jedes Auto auf die Straße zu bringen. Sondern darum, Möglichkeitsräume aufzuspannen und eine Beziehung mit der Zukunft aufzunehmen“, sagt Michael Mauer, Leiter Style Porsche, mit Blick auf den Designprozess und ergänzt: „Es gibt zwei Möglichkeiten, sich als Marke weiter zu entwickeln: Entweder man verbessert seine Produkte aus der Gegenwart heraus, Schritt für Schritt. In diesem Prozess fällt es schwer, wirklich innovativ zu sein. Oder man lässt seiner Kreativität freien Lauf. Die Idee ist, gedanklich ins Übermorgen zu springen und sich von dort aus rückwärts zurück ins Morgen zu bewegen.“

Der Designprozess beginnt mit einer Skizze. Diese wird im nächsten Schritt als 3D-Modell visualisiert. Sobald eine Idee weiterentwickelt werden soll, folgen kleine Modelle im Maßstab 1:3 und schließlich Hartmodelle im Maßstab 1:1. „Die virtuelle Welt ist der erste Schritt, aber gerade die unerwarteten Modelle muss man in der Realität erleben, um zu begreifen, wie klein, groß oder überraschend proportioniert ein Auto ist“, sagt Michael Mauer, Leiter Style Porsche. Im Gegensatz zur Entwicklung eines Serienmodells, bei der immer mehrere Modelle mit verschiedenen Stylingthemen entwickelt werden, entsteht bei Visionsprojekten zunächst immer nur ein Visionsmodell als Protagonist der zentralen Idee.

„Porsche betreibt bewusst nur ein einziges Designstudio – und zwar in direkter Nähe zur Entwicklung“, sagt Mauer. „Weissach ist unser Epizentrum. Statt Advanced Design Studios in den weit entfernten Metropolen Nordamerikas und Asiens zu eröffnen, kommen unsere Designer aus der ganzen Welt zu Porsche nach Weissach, um im Herzen der Marke die neuesten Seriensportwagen und Automobilvisionen zu kreieren.“ Im Porsche Design Studio arbeiten mehr als 120 Designer, Experten für Interieur, Exterieur, Farben und Materialien, Modellbauer, Modelleure und Studio-Ingenieure.

Porsche 919 Street 2017

Der Porsche 919 Street (2017; Tonmodell im Maßstab 1:1) entstand auf Basis der Technologie des Porsche 919 Hybrid und versprach, das überwältigende Fahrerlebnis des LMP1-Rennwagens auch Privatiers zu ermöglichen. Unter der Hülle stecken das Carbon-Monocoque und der 900 PS starke Hybrid-Rennantrieb, die dem Porsche 919 in Le Mans wiederholt zum Sieg verholfen haben. Auch die Abmessungen und der Radstand waren mit dem Rennwagen identisch.

Porsche Vision Spyder 2019

Mit seinem puristischen, reduzierten Cockpit, den charakteristischen Kühlergittern über dem Mittelmotor, den roten grafischen Akzenten und den angedeuteten Finnen am Heck erinnert der kompakte Porsche Vision Spyder (2019; Hartmodell im Maßstab 1:1) an den Porsche 550-1500 RS Spyder von 1954. Gleichzeitig diente die Studie der Weiterentwicklung der Design-Identität von Porsche und als Ideenspeicher für zukünftige Details – so beispielsweise der hoch modern gestaltete Überrollbügel.

Porsche Vision „Renndienst“ 2018

Der Porsche Vision „Renndienst“ (2018; Hartmodell im Maßstab 1:1) ist die freie Interpretation eines familienfreundlichen Raumkonzepts für bis zu sechs Personen. Das Design-Team entwarf einen futuristischen „Raumgleiter“ mit spannenden Proportionen. Die Studie zeigt, wie die Porsche-Design-DNA mit der charakteristischen Modellierung der Flächen auf ein für die Marke unbekanntes Fahrzeugsegment übertragen werden kann. Im Innenraum erwartet die Passagiere eine komfortable und modulare Reisekabine. Der Fahrer nimmt auf einem zentralen Fahrersitz Platz. Die vollelektrische Antriebstechnologie befindet sich im Unterboden. Die Mitreisenden kommen so in den Genuss eines großzügigen Raum- und Reiseerlebnisses gepaart mit Porsche-typischem Flair.

Porsche 906 Living Legend 2015

Bei dieser Vision (Hartmodell im Maßstab 1:1) eines Supersportwagens diente der Porsche 906 als Vorbild für die Proportionierung und Gestaltung. Besonders innovativ ist die Idee, die Karosserie als zwei ineinander geschobene Körper zu inszenieren. Die Lücke zwischen den Elementen dient als Lüftungskanal für einen leistungsstarken Mittelmotor.

Porsche Vision 918 RS 2019

Der Porsche 918 Spyder (Hartmodell im Maßstab 1:1) war als erster hybridisierter Supersportwagen aus Weissach ein Meilenstein. 2019 schufen die Designer eine neue faszinierende Evolutionsstufe des 918. Mit weiterentwickelter Antriebs- und Fahrwerkstechnik und einer aerodynamisch perfektionierten Karosserie würde der Porsche Vision 918 RS auf Straße und Rennstrecke erneut Maßstäbe setzen.

Porsche Vision 920 2019

Wie kann man die Formensprache der Straßensportler von Porsche mit dem funktionalistischen Design eines Prototypenrennwagens verbinden? Mit dem Porsche Vision 920 (Hartmodell im Maßstab 1:1) hat das Designteam ein extremes Hypercar entworfen. Die aerodynamisch optimierte Karosserie und das zentrale Cockpit lassen die Grenzen zwischen Rennstrecke und Straße verschwimmen.

Porsche Vision E 2019

In der Formel E wird die Technik der Zukunft unter Hochleistung erprobt und an ihre Grenzen gebracht. Auf Basis des Porsche 99X Electric entwickelte das Designteam einen radikal leichten einsitzigen Rennwagen für Privatrennfahrer (Hartmodell im Maßstab 1:1). Das vollelektrische Fahrerlebnis dürfte atemberaubend sein.

Porsche 919 Street 2017

Mit dem Porsche 919 Hybrid hat Porsche dreimal die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Auf Basis des LMP1-Rennwagens entwickelten Michael Mauer und sein Team diese Vision einer Sonderserie für Privatrennfahrer (Claymodell im Maßstab 1:1).

Porsche 917 Living Legend 2013

Am Steuer des Porsche 917 KH im rot-weißen Livrée von Porsche Salzburg erkämpften Hans Herrmann und Richard Attwood im Sommer 1970 den ersten Gesamtsieg für Porsche in Le Mans. Anlässlich der Rückkehr in den LMP1-Sport entwickelte das Entwicklungsteam in Weissach im Jahr 2013 eine moderne Interpretation des Siegerwagens von einst (Claymodell im Maßstab 1:1). Als technische Basis diente der Porsche 918 Spyder. „In den Supersportwagen von Porsche hat man immer das Gefühl, zwischen den hohen Radhäusern praktisch auf der Straße zu sitzen,“ sagt Michael Mauer. „Das wollten wir noch weiter herausstellen.“

Buch„Porsche Unseen“

Für die Fans der Marke ist jetzt das Buch „Porsche Unseen“* im Verlag Delius Klasing erschienen. Auf 328 Seiten werden die Designstudien mit beeindruckenden Fotos von Stefan Bogner und aufschlussreichen Texten von Jan Karl Baedeker im Detail vorgestellt. Das Buch könnt ihr hier* bestellen. Einige der Studien werden später auch live zu bewundern sein: Das Porsche Museum integriert eine Auswahl der Modelle im Jahr 2021 in die Ausstellung.

Quelle, Bilder: Porsche