Kathi Johann | Tracktool: 595 Abarth Competizione

Bei einem Trackday in Zandvoort wurde ich erstmals auf eine Truppe Abarth-Treter aufmerksam, die mit ihren italienischen Hot Hatches über die Strecke in den Dünen tobte. Sauber aufgebaute Autos und nicht langsam. Ein paar Monate später kam ich auf Instagram mit Kathi in Kontakt. Sie fährt einen 595 Abarth Competizione und gehört zu besagter Abarth-Truppe. Wir verabredeten uns für ein Telefon-Interview, in dem es natürlich über ihre Leidenschaft für die Nordschleife und ihr Auto gehen sollte. Schnell entwickelte sich ein sehr unterhaltsames Interview, das ich euch selbstverständlich nicht vorenthalten möchte.

Die Fahrerin: Kathi Johann

Name: Katharina Johann
Alter: 34
Wohnort: Aldenhoven
Beruf: Versicherungskauffrau, Büroleiterin
Webseite/Social Media: Facebook: Kathi Johann / Insta: Kathii595 &   _dieRennluders_

Das Auto: Fiat 595 Abarth Competizione

Basis:

Fahrzeug und Baujahr: Fiat 500 Abarth Competizione 595 Serie 4 , BJ 2017
Motor: 1,4 T-Jet , 180 PS
Im Besitz seit: 12.07.2017

 

Optimierungen:

Motor: Tuning 210 PS – 310NM
Fahrwerk: Bilstein B14 , Fahrwerksverstrebung und Versteifung
Bremsen: 4 Kolben Bremsanlage , Brembo gelocht 305 Bremsscheiben, Ferodo DS 2500 , Stahlflex ATE TYP 200 Rennbremsflüssigkeit
Räder & Reifen: 17 Zoll Yokohama Parada UHP
Karosserie: Ablufthutzen Motorhaube
Lenkrad: Serie Alcantara / Carbon
Sitze und Gurte: Sabelt-Sportsitze , elektr. H-Gurte Schroth 3 Punkt
Sicherheit/Käfig: Wiechers Clubsportbügel

Kathi im Interview

Warum hast du dich für einen Fiat 500 entschieden?

Der Zweitwagen war kaputt. In unserem alten Polo 6N konnte ich nicht fahren, weil ich mit meiner Körpergröße nicht richtig drinsitzen konnte. Ich bin ja recht klein. Mein Mann hatte den Fiat 595 Abarth Competizione entdeckt. Und ich war so begeistert, dass ich diesen Probe gefahren habe. Nach 24 Stunden und guten 2 Flaschen Wein habe ich ihn telefonisch erworben– und somit meinen Mann vor vollendete Tatsache gestellt (lacht).

Ist der 595 Abarth Competizione dein erstes Track-Car?

Ich bin vor ca. zehn Jahren schon mit einem Nissan 350Z auf der Nordschleife gefahren. Wollte dann aber wieder etwas seriöser werden. Und mit dem Abarth bin ich jetzt wieder unseriöser unterwegs. Vorher herrschte bei uns eine gewisse Vorstadt-Idylle, mit dem Abarth hat sich alles geändert (lacht).

Was hast du am Auto gemacht?

Eine der ersten Tuning-Maßnahmen war der Einbau einer Öltemperatur-Anzeige. Danach folgten schnell die 3-Punkt-Schroth-Gurte, denn die Originalgurte würgten mich und hätten mir im schlimmsten Fall bei einem Unfall die Kehle durchgeschnitten. Danach wurde das Fahrwerk getauscht, von ab Werk Koni FSD auf Bilstein B14. Das Koni FSD war bei Geschwindigkeiten ab 160 km/h unkontrollierbar. Das Bilstein-Fahrwerk wurde mir von einem Bekannten empfohlen. Die Marke war früher in der Abarth-Szene sehr beliebt. Nachdem das Bilstein B14 montiert wurde, steige ich aus dem Auto nicht mehr schweißgebadet aus (lacht). Außerdem erhielt der Abarth unter anderem ein Wiechers-Sicherheitszelle, aus Gewichtsgründen flog die Rücksitzbank raus. Weil der Abarth hitzeempfindlich ist, und der Motorraum extrem klein und zugebaut ist, wurde ein zusätzlicher manueller Lüfter montiert. Mithilfe eines Steuergeräte-Tunings wurde die Motorleistung von 180 PS auf etwa 205 PS erhöht. Außerdem wurde das Auto frisch foliert.

Wie macht sich das neue Fahrwerk auf der Rennstrecke bemerkbar?

Mit dem Fiat 595 Abarth auf der Rennstrecke ist es wie der berühmte Ritt auf der Kanonenkugel. Es sei erwähnt, dass ich noch in der Findungsphase der Ideallinie bin (lacht). Und trotzdem verbuche ich auch meine Erfolgserlebnisse (lacht). Mit dem Serien-Fahrwerk ist das Auto auf der Rennstrecke nicht fahrbar, weil es unter anderem stark nachfedert. Das Bilstein B14 ist deutlich straffer und ermöglicht höhere Kurvengeschwindigkeiten. Ich habe jetzt nicht mehr das Gefühl, dass der Wagen umkippt. Mit dem Bilstein-Fahrwerk fühle ich mich besser und insgesamt deutlich sicherer. Ich kann ganz anders bremsen, habe mehr Traktion und alles in allem ein ganz anderes, aber vor allem sichereres Fahrgefühl.

Ist der Abarth mittlerweile auch dein Daily Driver?

Naja, ich habe schon einen Erstwagen. Den fahre ich aber selten, weil ich lieber mit dem Abarth morgens gerne die Nachbarn wecke. Der ist auch bei Geschäftsterminen besser, weil er natürlich ganz schnell zum Gesprächsthema wird und so das Eis bricht.

Was fasziniert dich an Autos und am Motorsport?

Ich habe ein besonderes Faible für Bremsen- und Gummigeruch (lacht). Wenn du an der Touri-Einfahrt an der Nordschleife stehst, ist es das erste, das ich wahrnehme. Auch der Sound bleibt natürlich nicht außer Acht. Wenn ich z.B. im Parkhaus mit dem Abarth losfahre, gehen ungewollt auch mal  Alarmanlagen los, und man beachte: Wir reden hier von einem FIAT 500 ABARTH (lacht). Hinzu kommt: Auf der Rennstrecke gibt es keine Ablenkung, nur du und dein Auto, nur diese eine Sache, auf die du dich 100 %-ig konzentrieren musst. Es ist einfach ein ganz besonderes, unbeschreibliches Gefühl. Entweder du hast die Gaskrankheit oder eben nicht.

Wie oft trifft man dich an der Rennstrecke?

Von vier Wochenenden im Monat bin ich sicherlich an zwei, drei an der Nordschleife: morgens schön angasen, dann entspannt Pause machen, quatschen, an der Strecke stehen und zuschauen und spät abends nochmal drauf. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass zu diesen Zeiten nur wenige Fotografen an der Strecke stehen und dann nicht so auffällt, dass meine Linie nicht immer optimal ist (lacht). Aber Übung macht den Meister.

Was ist dir lieber: Touristenfahrten oder Trackdays?

Schwer zu sagen. Trackdays sind ja etwas ganz anderes als die Touri-Runden. Ich finde das faire Miteinander auf der Strecke bei Trackdays super, dieses leben und leben lassen. Wenn ich wählen müsste zwischen zehn Runden auf der Nordschleife Touri oder Trackday, dann wähle ich sofort den Trackday. Klar Petrus spielt nicht immer mit, aber dieses Risiko ist genauso so groß bei Tourifahrten. Und nichtsdestotrotz ist die Rennstrecke die sicherste Straße, denn im Idealfall gibt es keinen Gegenverkehr. (lacht)

Du fährst regelmäßig mit einer Truppe Fiat-Abarth-Fahrer zu Trackdays und an die Nordschleife. Wie war das, als du damals frisch dazugestoßen bist?

Man muss dazu wissen: Es gibt sehr viele Personen in der Abarth-Szene, die immer  davon sprechen, dass Sie Rennstrecke fahren. Merkwürdigerweise sieht man diese Personen aber nie Fahren. Somit lief ich Greenhorn auch Gefahr in diese Schublade gesteckt zu werden. Als ich zum ersten Mal in die Abarth-Szene eingetaucht bin und Leute, die regelmäßig Rennstrecke fahren, kennengelernt habe, hat man mir ziemlich schnell einen Spitznamen verpasst: „Rennluder“. Das fand‘ ich natürlich erstmal nicht so nice, aber aus dem Namen ist dann eine starke Gruppe entstanden: „Die Rennluder“. Uns trifft man regelmäßig an der Nordschleife an, unser Motto: Sonntagmorgen, 8 Uhr, Schranke.

Welche Ziele hast du in dieser Saison?

Ich will natürlich wieder möglichst viel auf der Nordschleife fahren. Dazu würde ich gerne bei Trackdays in Zandvoort und am Hockenheim fahren. Und dann ist wahrscheinlich etwas kaputt oder ich bin einfach nur pleite (lacht).

Bilder: Horsepower Shotz