Interview: Mit GT3-Fahrertraining am Bilster Berg

Seit 2011 ist Manfred Blümle zusammen mit seiner Frau Bärbel mit einem spannenden Motorsport-Format unterwegs: Bei seiner Firma „GT3-Fahrertraining“ können Sportwagen-Fans einen Porsche 911 GT3 RS auf der Rennstrecke erleben. Trackday-Fahrer können zudem einen von zwei GT3 RS für Trackdays buchen. Neu im Programm ist auch ein Porsche Cayman 981 GT4 Clubsport, den Motorsportler für den Renneinsatz oder Trackdays mieten können. Ich habe mich mit Manfred am Bilster Berg im Rahmen eines Trackday von „GP Days“ unterhalten. Und weil der GT3-Fahrertraining-Geschäftsführer so ein netter Kerl ist, hat er mich auch ein paar Runden im Cayman mitgenommen.

Erzähle doch bitte mal etwas über dich und wie es zu GT3-Fahrertraining gekommen ist.

Ich habe `88 oder `89 als Instruktor für den ADAC angefangen und Fahrsicherheitstrainings beim ADAC Mittelrhein geleitet. Darüber bin ich dann auf die Rennstrecke gewechselt. Zudem habe ich in den 90ern auch schon viel als Motorrad-Instruktor, speziell auf der Nürburgring-Nordschleife, gearbeitet. 2011 reifte bei mir der Gedanke zu GT3-Fahrertraining, nachdem ich zuvor auch viele Trackdays gefahren bin. Wir haben mit dem Konzept angefangen, damals mit einem 996 als unserem ersten Fahrzeug. Wenig später haben wir einen 996 GT3 RS gekauft, den wir immer noch haben.

Was genau habt ihr im Programm?

Wir verfügen über zwei Porsche 911 GT3 RS 991, einen Porsche 911 GT3 RS 996 und einen Porsche Cayman GT4 Clubsport 981. Was unser Programm angeht, sind wir recht breit aufgestellt und haben mehrere Angebote im Programm. Den Einstieg bilden unsere Renntaxi-Fahrten, bei denen Motorsport-Fans Rennstrecken vom Beifahrerplatz aus erleben können. Bei unseren Selbstfahr-Programmen können Autofahrer selbst ans Steuer. Hier arbeiten wir meist mit zwei Formaten: 2+4 und 2+8. Bedeutet: Nach zwei Einführungsrunden durch den Instruktor können unsere Kunden vier, acht oder auch mehr Runden selbst ans Steuer.

Die zweite Schiene unseres Angebots ist die Vermietung. Hier bieten wir unterschiedliche Pakete, die wir mit dem Kunden individuell besprechen. Kunden können bei uns das Komplettpaket für Trackdays oder auch Motorsport-Events bekommen: Das Fahrzeug + Service + Coaching. Den Porsche Cayman GT4 Clubsport bieten wir für alle gängigen Rennserien an: RCN, VLN, Porsche Sports Cup etc.

Das heißt: Ihr könnt Motorsport-begeisterten Autofahrern das komplette Programm, vom ersten Reinschnuppern bis zur Begleitung in den Motorsport, anbieten?

Genau, wir bieten da das komplette Programm: Wenn jemand in den Motorsport möchte, stehe ich beratend zur Verfügung. Die Fragen sind immer: Wo steht der Fahrer, wo will er hin, was passt für ihn? Die klassische Empfehlung ist meistens, in der RCN zu starten und anschließend in die VLN zu wechseln.

Und eure Kunden, die bei den Selbstfahr-Programmen einen hochmotorisierten Sportwagen auf der Rennstrecke lenken dürfen: Sind das blutige Anfänger – und was tut ihr da für die Sicherheit, auch gegenüber anderen Fahrern auf der Rennstrecke?

Unsere Kunden erhalten ein Briefing zu Beginn, in dem insbesondere auf die Verhaltensregeln auf der Rennstrecke eingegangen wird. Hier vor allem das Verhalten beim Überholtwerden, Fahren auf der Ideallinie, Umgang mit dem Fahrzeug, etc. Weiterhin sind unsere Autos mit zusätzlichen Innenspiegeln ausgerüstet, sodass die Instruktoren auch jederzeit nach hinten den Überblick behalten können. Es wird aus versicherungsrechtlichen Gründen in diesem Zusammenhang allerdings darauf hingewiesen, dass der Teilnehmer absolut eigenverantwortlich fährt. Die zwei Einführungsrunden werden nicht als sogenannte Racetaxi-Runden gefahren, sondern bewusst in einem deutlich gedrosselten Tempo. Hier geht es darum, dem Teilnehmer den Streckenverlauf sowie Lenk- und Bremstechnik zu zeigen, und außerdem die Thematik Blickführung hervorzuheben. Wenn der Teilnehmer danach ans Steuer kommt, wird er seine gesamte Fahrt durch den Instruktor verbal instruiert.

Wie viele Events macht ihr denn pro Jahr?

Wenn kein Corona ist, dann sind es so 25 bis 30 Events in der Saison von März bis Oktober. Dann sind wir bei den Endless Summer Ascari Events von Gedlich Racing. Im Dezember gehen die Autos runter und bleiben bis März in Spanien.

Warum engagiert ihr euch bei den Endless Summer Ascari Events?

Im Dezember starten wir bereits in unsere siebte Saison Endless Summer Ascari als Partner von Gedlich Racing. Das Format ist einfach einzigartig und gibt uns die Möglichkeit, auch in den Wintermonaten für unsere Kunden da zu sein. Die Event-Serie unter der Sonne Spaniens ist auch aufgrund der zahlreichen exklusiven Strecken, zu nennen sind da unter anderem Ascari oder der Autodromo Portimao, extrem vielseitig und deshalb sehr spannend für uns. Für die Endless Summer Ascari Events stehen einer unserer Porsche 911 GT3 RS 991 und unser Porsche Cayman GT4 Clubsport zur Anmietung inklusive Rundumservice zur Verfügung. Der Cayman GT4 ist für die GT Winter Series von Gedlich Racing natürlich das perfekte Fahrzeug, das wir für die komplette Serie vermieten. Auch deshalb, weil es eine eigene  Wertung für Porsche Cayman CS 981 geben wird.

Und wie groß ist euer Team?

Wir haben ein echt tolles Team, bestehend aus motorsportbegeisterten Leuten, die schon lange zu Freunden geworden sind. Da wird auch schon mal Urlaub geopfert. um mit uns auf Tour zu gehen. In der Regel wird jedem Fahrzeug ein Helfer zugeteilt. Der begleitet den Teilnehmer bis zum Fahrzeug, er übernimmt das Anschnallen, kontrolliert Sitz des Helmes und die richtige Sitzposition des Teilnehmers und kümmert sich ebenfalls um den technischen Service am Fahrzeug. Wir sind im Motorsport sehr gut vernetzt und können für unsere Veranstaltungen aus einen Pool von ausgebildeten, erfahrenen Instruktoren zugreifen. Alle Coaches auf unseren Fahrzeugen kommen ausnahmslos aus dem Motorsport und besitzen eine Rennlizenz.
In der Box managt meine Frau Bärbel die Akkreditierung und koordiniert die Timeline und somit den reibungslosen Ablauf in der Pitlane. Unterstützt wird Sie hierbei von zwei bis drei Mädels, die sich als Ansprechpartner um Teilnehmer, Gäste und das Boxen-Catering kümmern.

Eine Runde mit dem Porsche Cayman GT4 Clubsport über den Bilster Berg

Obwohl der Porsche Cayman GT4 Clubsport schon ein paar Minuten in der Boxengasse am Bilster Berg steht, ist es drinnen noch immer muckelig warm. Trotzdem gleite ich an den Streben der Sicherheitszelle vorbei in den Schalensitz und zurre den Sechspunktgurt fest. Die Hitze, die der unmittelbar hinter den Sitzen montierte, 385 PS starke Sechszylinder abgibt, ist wirklich erstaunlich.

Manfred drückt aufs Gaspedal – und es haut dich in den Sitz. Am Ende der Start-Ziel-Geraden presst dich die Bremsanlage mit 6-Kolben-Aluminium-Festsätteln vorne und 4-Kolben-Aluminium-Festsätteln hinten in die Gurte.

Die ersten beiden Rechts-Links-Kurvenabschnitte nimmt der Cayman extrem kurvenfreudig. In der zweiten Rechts meldet sich ganz kurz das Heck. Nach einer minimalen, kaum merklichen Korrektur an der Lenkung folgt der Rennwagen agil und extrem präzise der Ideallinie.

Am Ende der folgenden, sehr kurzen Geraden geht´s seht spät auf die Bremse, dafür auch wieder sehr früh auf´s Gas. Was für ein Grip der Cayman GT4 Clubsport mit seinen Michelin-Slicks aufbaut – Wahnsinn!

Auch die gefürchtete Mausefalle, die nicht einsehbare Linkskurve mit einem Gefälle von 26 Prozent und rund 30 Metern Höhenunterscheid, in der das Heck heftig entlastet wird, nimmt der Renner mit einer Kurvengeschwindigkeit, die du so nicht für möglich gehalten hast. Der Vorteil: Auf der folgenden Bergaufpassage nehmen wir auf diese Weise viel Speed mit.

Wenige Augenblicke später die nächste Schikane: Wieder früh auf´s Gas zu gehen, ist auch hier wichtig, um viel Speed für den folgenden Geradeaus-Part mitzunehmen. Die langgezogene Linkskurve, eine echte Mutkurve durchpflügt der Cayman ebenfalls mit einer Geschwindigkeit, die du mit einem Straßenauto wohl nie erreichen wirst.

Manfred bringt es auf den Punkt: „Obwohl der Cayman GT4 Clubsport nur 385 PS hat: Er ist auf dem Bilster Berg schneller als ein 911 GT3 RS. Für die Rennstrecke ist das natürlich das richtige Fahrzeug.“