Der Karosserie-Leichtbau beim neuen Porsche 911 (992)

Irgendwie ist es ja immer dasselbe: Da feiern sich die Automobilhersteller für ihre Leichtbau-Bemühungen und damit einhergehenden Gewichtsreduktionen ab – und trotzdem werden die Autos immer schwerer. Das Phänomen ist insbesondere im Sportwagen-Bau zu beobachten. Und auch der neue Porsche 992 ist so ein Beispiel. Dabei haben die Porsche-Entwickler bei der neuen Elfer-Generation ein wahres Leichtbau-Feuerwerk abgefackelt – zumindest im Falle der Karosserie.

Der Blick auf die reinen Zahlen ist – beinahe erwartungsgemäß – recht enttäuschend. Bereits vom 991.1 zum 991.2 stieg das Gesamtgewicht des Sportwagens. Der Porsche 991.2 wog zuletzt 1.515 Kilogramm als Carrera S, mit PDK 1.535 Kilogramm. Der Carrera 4S brachte mit PDK 1.585 Kilogramm auf die Waage. Der neue Porsche 992 wird serienmäßig mit PDK ausgeliefert und wiegt dann noch mehr – 1.590 Kilogramm als Carrera S und 1.640 Kilogramm als 4S.

Somit wurde der neue Porsche 911 happige 55 Kilogramm schwerer. Und wenn Porsche das Karosserie-Gewicht nicht um ein paar Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell gedrückt hätte, wäre die Bilanz noch übler ausgegangen. Grund genug also, sich den Karosserie-Leichtbau einmal genauer anzusehen.

Mit dem neuen 911 hat Porsche die Mischbauweise konsequent weiterentwickelt und eine komplett neue Karosseriestruktur entworfen. So wurde der Stahlanteil von 63 Prozent im Vorgängermodell auf jetzt 30 Prozent mehr als halbiert. Die Außenhaut besteht nun bis auf Bug- und Heckverkleidung vollständig aus Aluminium. Die Neukonstruktion der Türen ausschließlich aus Aluminiumblech reduziert das Rohbaugewicht ohne Einbußen bei Stabilität oder Wertigkeit.

Neben hochfesten Stählen kommen im Rohbau vermehrt Aluminium-Strangpressprofile zum Einsatz, etwa bei den vorderen und hinteren Längsträgern, den inneren und äußeren Schwellern sowie den Bodenversteifungen. Ihr Anteil stieg laut Porsche von drei auf 25 Prozent. Verstärkt setzt Porsche beim neuen 911 auch Aluminium-Druckgussbauteile ein, so bei der Federbeinaufnahme vorne, der Tunnelglocke hinten, dem Träger hinten oder den Pralldämpferaufnahmen.

Die direkt um die Fahrgastzelle gruppierten Bauteile des Aufbaus wie A- und B-Säule sowie seitlicher Dachrahmen bestehen aus höchstfesten, warmumgeformten Stählen. Sie übernehmen die Hauptlasten zur Erfüllung der Crash-Anforderungen und tragen zum intelligenten Leichtbau bei: Bei vergleichbarer Festigkeit wären Aluminiumbauteile massiver und schwerer. Erstmals verfügt das neue 911 Carrera Coupé darüber hinaus nun weltweit über einen Curtainairbag.

Das weiterentwickelte Karosseriekonzept des 911 sorgt nicht nur für noch mehr passive Sicherheit der Insassen, sondern auch für eine höhere Steifigkeit der Rohkarosserie. Das 911 Carrera 4S Coupé erreicht im Vergleich zum Vorgängermodell fünf Prozent bessere Werte in Torsion und Biegung. Damit soll der Elfer auch auf sportlich gefahrenen Passagen mit unterschiedlichen Belägen unbeirrter in der Spur bleiben.

(Bilder: Porsche)