Just 4/2: Der vergessene BMW-Prototyp

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist Dr. Mario Theissen als Motorsport-Boss von BMW, insbesondere in der Formel 1. Von 1999 bis 2011 war Theissen Motorsport-Direktor bei den Bayern. Als der Ingenieur noch wesentlich unbekannter war, entwickelte er Konzeptfahrzeuge für BMW. Sein spannendstes Projekt: Der BMW Just 4/2, ein radikales Konzeptfahrzeug, das heute kaum jemand kennt.

Bevor Theissen in den Motorsport wechselte, war der Mann aus der Eifel unter anderem Geschäftsführer der BMW Technik GmbH. Eine BMW-Tochtergesellschaft, die damals für die Entwicklung und den Bau von Konzeptfahrzeugen verantwortlich zeichnete. Ein Vorstandsprotokoll vom Januar 1985 machte die Aufgaben deutlich: „Die kürzlich gegründete BMW Technik GmbH hat die Aufgabe, frei von den Zwängen eines konkreten Serienanlauftermins neuartige, in die Zukunft gerichtete und originelle Fahrzeug-Gesamtkonzepte und Teilkonzepte zu entwickeln.“

Eines dieser „originellen Fahrzeugkonzepte“ war der BMW Just 4/2, über den Mario Theissen im „Alte Schule“ Podcast verrät, dass es sein Lieblingsprojekt gewesen sei. „Das spannendste Projekt, das wir gemacht haben, war der Just 4/2, es ist heute niemandem bekannt“, so Theissen, der 1989 seine Doktorarbeit an der Ruhr-Universität Bochum über den „Restgaseinfluss“ des S14-BMW-M3-E30-Motors schrieb.

Der „Just 4/2“ wurde erstmals 1995 auf der Tokyo Motor Show präsentiert. Dabei handelte es sich um einen auf das Wesentliche reduzierte Zweisitzer, der seine Technik offen zur Schau trug und seinem aus der Formulierung „Nur für zwei“ abgeleiteten Namen alle Ehre machte. Für den Insassenschutz sorgten neben Airbags für Fahrer und Beifahrer speziell entwickelte Kleidung und Helme, die vermutlich schon damals absolut scheußlich waren. Der Helm, immerhin, würde heute gut und gerne am Supermarkt-Eingang als veritabler Coronaschutz durchgehen.

Theissen: „Es war ein Fahrzeug wie ein Gokart für zwei Personen. Kein Dach, Kohlefaser- und Alu-Strangpressprofile. Hinten drin: Der Motorradmotor der damaligen K1100. Das Autochen hat ca. 400 bis 450 Kilogramm gewogen und fuhr sich fantastisch.“

In einer offiziellen BMW-Mitteilung beschrieb man den Just 4/2 so: „Eine Karosserie ist beim BMW Just 4/2 nur rudimentär vorhanden, die Räder stehen wie bei einem Formelrennwagen frei. Der 73 kW/100 PS starke Vierzylinder-Antrieb, der aus dem Motorrad Modell BMW K 1100 entliehen ist, hat mit dem nur 550 Kilogramm schweren Prototypen leichtes Spiel. Aus dem Stand beschleunigt der Zweisitzer in rund sechs Sekunden auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 180 km/h.“

 

„Der Vorstand war begeistert, insbesondere Dr. Reitzle und Dr. Pischetsrieder, der damals Vorstandsvorsitzender war“, berichtet Theissen. Obwohl sich der BMW-Vorstand für das Konzept erwärmen konnte, fand der Just 4/2 nie den Weg in die Serie: „Es war genau der Zeitpunkt, als der Z3 auf den Markt kam. Und da hat man dem einen Produkt nicht Konkurrenz mit einem noch viel exotischeren machen wollen.“

Bilder: BMW