Benne Platzköster | Tracktool: Nissan Silvia S15

Benne habe ich erstmals beim DSK-Trackday in Zandvoort 2018 kennen gelernt. Bei feinstem Wetter plauderten wir ein bisschen über sein wunderbar aufgebautes Auto und sahen uns später auch auf der Strecke wieder. Trotz der Hitze war gegen den deutlich leistungsstärkeren Turbo-Nissan für mich im Toyota GT86 natürlich nichts zu holen. Was vielleicht aber auch ein stückweit am Fahrtalent des Bottropers liegen könnte. Schließlich fährt Ben nicht nur bereits seit 2001 auf Rennstrecken. Seit 2014 fährt der Techniker auch in der German Time Attack Masters und wurde 2016 Meister in der Pro 2WD Klasse. Ein paar Monate später sitzen wir bei deutlich niedrigeren Temperaturen zum Interview zusammen.

 

Der Fahrer: Ben Platzköster

Name: Benedikt Platzköster
Alter: 37
Wohnort: Bottrop
Beruf: Techniker
Webseite/Social Media-Kanäle? https://www.youtube.com/user/Bene6izer

Das Auto: Nissan Silvia S15

Basis:

Fahrzeug und Baujahr: Nissan Silvia S15 / 1999
Motor: SR20DET
Im Besitz seit: 2010

Optimierungen:

Motor: Tomei Nockenwellen und Injektoren

Elektrische Wassperpumpe mit Tecomotive tinyCWA-Controller

Koyo Wasserkühler, Mocal Ölkühler

Antrieb: Nissan 350Z Getriebe

Tomei 1.5Wege Lamellensperre

Fahrwerk: KW Competition
Bremsen: K-Sport 356mm vorne, 304mm hinten

Nissan 350Z HBZ

Räder & Reifen: Prodrive GC06D 8,5 & 9,5×18 mit Yokohama AD08R

TSW Nürburgring 9 & 10,5×18 mit Toyo R888

Karosserie: Wisesquare D1 Widebody

Veilside GT Type-3 Heckflügel

 

Lenkrad: Sparco R325
Sitze und Gurte: König RS1000 / Schroth 6-punkt

 

Sicherheit/Käfig: Einschweißzelle von BC-Moto-Service
Leichtbaumaßnahmen: Chargespeed GFK Haube

Liteblox Starterbatterie

Tomei Expreme Titan-Abgasanlage

Ben im Interview

Benne, erzähl doch mal: Wie fing das mit dem aktiven Motorsport bei dir an?

Mein erstes Auto war ein Ford Probe, den ich mir im Jahr 2001 gekauft habe. Irgendwann meinten ein paar Jungs aus dem deutschen Ford-Probe-Forum: ‚Lasst uns doch mal zusammen zum Nürburgring fahren‘. Ich bin dann für 20 Mark damals meine erste Runde auf der Nordschleife gefahren. Das hat mir sofort Spaß gemacht.

Und dann ging das Optimieren los?

Ja, genau. Ich hatte ursprünglich noch gesagt: ‚Der Probe ist ein tolles Auto, da wird nichts dran gemacht‘. Und ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt auch nie mit Tuning befasst. Ich bin nach meiner ersten Nürburgring-Runde jeden Monat auf die Nordschleife gefahren – und das Auto war dann irgendwann vollkommen umgebaut.

Wann kam die Silvia?

Das ist eine längere Geschichte. Ich hatte schon ein Kompressorkit für den Ford Probe zuhause, als ich für mich feststellte, dass mich der Frontantrieb nervt. Ich wollte irgendwas mit Heck- oder Allradantrieb. Ich habe dann eine Toyota Celica GT-Four gesehen und auch schon eine Probefahrt vereinbart, bin dann allerdings auf eine weiße Silvia S15 bei mobile.de aufmerksam geworden. Die S15 war immer schon DAS Auto für mich. Ein echter Exot, der mich immer schon gereizt hatte. Das Auto habe ich dann Ende 2008 gekauft. Leider fiel die weiße S15 ein Jahr später der Nordschleife zum Opfer.  Ende 2011 habe ich denn die silberne S15 aus England importiert. Das war ein Showcar eines Tuningshops. Die Hälfte der Umbauten entpuppte sich allerdings als Fake. Und auf dem Weg von England nach Deutschland ist auch noch die Wasserpumpe kaputt gegangen. Ich habe dann viele Monate geschraubt, um das Auto zuverlässig zu machen.

Bennes Nissan Silvia S15 in Zandvoort 2018.

Du fährst seit einigen Jahren in der German Time Attack Masters. Wie kam es dazu?

Ich habe eine relativ hohe Motorsport-Affinität. Zudem habe ich immer schon meine Rundenzeiten gemessen und nach vielen „Just4Fun-Trackdays“ reizte es mich, mich mit anderen zu messen. Mit der „German Time Attack Masters“ fand ich einen tollen Wettbewerb. Das familiäre Flair und der freundschaftliche Umgang dort sind ein tolles Umfeld, nicht nur für Fans von asiatischen Autos

Und wie lief es dann für dich in der German Time Attack? Erzähl‘ doch bitte mal ein bisschen!

Das lief ziemlich gut. Ich bin in der ersten Saison mit einem Punkt Vorsprung zum Meisterschaftsfinale gereist. Im verregneten Assen hatte ich jedoch kaum eine Chance, mich gegen den allradgetriebenen Nissan Skyline R34GT-R zu wehren, sodass ich die erste Time Attack Saison 2014 mit einem Punkt Rückstand als Vizemeister beendete.

Die Saison 2015 begann mit einem Turboladerschaden und bei 2 weiteren Meisterschaftsläufen meinte es das Wetter nicht gut mit uns 2WD-Fahrern. Gegen EVO und STI kämpft man dann mit stumpfen Waffen. Also hieß es, nach vorne zu schauen…

2016 hatte ich Technik und Wetter auf meiner Seite. Von 4 Meisterschaftsläufen konnte ich 3 gewinnen und in Assen, wieder mal im Nassen, bin ich 4. geworden. Die Qualifyings konnte ich alle für mich entscheiden. Den Titel dann mit einem Auto zu holen, mit dem ich zu jedem Event auf eigener Achse angereist war, war ein tolles Gefühl.

2017 konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen.

2018 war für mich eher eine Testsaison. Änderungen an der Elektronik und des Kühlsystems erforderten immer wieder diverse Anpassungen. Ich bin nur vier von fünf Läufen gefahren, bin aber immerhin zwei Mail 4. und beim Finale trotz Zündaussetzer 3. geworden.

Und willst du 2019 nochmal richtig angreifen?

Die Serie wird immer größer und die Konkurrenz immer stärker, meine Fahrerkollegen schöpfen das Reglement immer mehr aus, das war 2018 schön zu sehen. Mit einem straßenzugelassenen Auto, wo sich Modifikationen in Grenzen halten müssen, dagegen zu halten, ist eine große Herausforderung.


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Sind Trackdays dann für dich nur eine Möglichkeit, um für die Time-Attack-Rennen zu trainieren und zu testen?

Nein, ich fahre Trackdays weil ich auch Bock drauf habe: Ich picke mir meine Lieblingsstrecken heraus und fahre dann auf Traumstrecken wie Spa-Francorchamps. Aber klar: Bei 30° in Zandvoort zu fahren, ist natürlich auch ein guter Test für das Kühlsystem.

Welche Arbeiten am Auto machst du selbst?

Ich mache eigentlich fast alles selbst, von der Elektronik bis hin zur Getriebeadaption mit einem Freund. In der Silvia arbeitet serienmäßig das Aisin AZ6-Getriebe, das u.a. auch im MX-5 oder im GT86 verbaut ist. Die Turbo-Aufladung der Silvia bringt das Getriebe jedoch im Rennbetrieb über seine Grenze, sodass ich bereits 2 Stück auf dem Gewissen habe. Jetzt sorgt ein Nissan 350Z-Getriebe für zuverlässigen Vortrieb. Auch die Kühlung ist bei dem Auto ein Thema. Der Kühlwasserkreislauf des SR20DET ist alles andere als optimal, genau wie die serienmäßige Ölwanne. Ein größerer Wasserkühler, eine elektrische Wasserpumpe mit Controller von tecomotive, zusätzliche Motoröl- und Servoölkühler halten die Betriebsmittel auch bei längerem Einsatz im passenden Temperaturfenster.

Ich habe bei Facebook gesehen, dass du verschiedene Sensoren deines Arbeitgebers verbaut hast. Was hat es denn damit auf sich?

Schon in meinen ersten Jahren bei ifm electronic, wir sind Anbieter von Industriesensorik und Systemlösungen, habe ich Zugriff auf Sensoren aus Rücklieferungen gehabt, die aufgrund von Gebrauchsspuren verschrottet werden sollten. Ich habe den einen oder anderen passenden Sensor „gerettet“ und einer neuen Verwendung zugeführt: Mittlerweile arbeiten sie in meinem Auto und messen u.a. die Öltemperatur des Getriebes und Differentials oder den Öldruck des Motors. Die Sensoren habe ich alle selbst verbaut, also von der ursprünglichen Idee bis zur Montage.

Du bist also schon ein leidenschaftlicher Schrauber?

Das Fahren ist die eine Sache, aber auch das Weiterentwickeln macht Spaß. Nach jedem Trackday will ich zwei, drei Dinge verbessern und schaffe vielleicht eine Sache. Beim nächsten Trackday kommen dann wieder drei neue Sache dazu. Ich habe eigentlich immer Ideen.

Dann dürftest du auch ein großer Freund von technischen Gadgets wie Kameras oder Datenanalyse-Tools sein, oder?

Ja, am Helm habe ich immer eine Kamera, die Onboard-Aufnahmen macht, welche ich auf meinem Youtube-Kanal veröffentliche. Ich arbeite zudem mit der Racelogic Performance-Box und dem kostenlosen Tool „Dashware“. Da lädst du die GPS-Daten aus der Box und das Video rein und generierst damit ein Overlay. Das Overlay finde ich zum Beispiel optisch viel ansprechender als das von Harry´s Laptimer. Ich vergleiche in erster Linie Rundenzeiten von Jahr zu Jahr, um zu sehen, wie ich mich entwickelt habe, und ob sich das Auto entwickelt hat. Dazu lege ich die Daten übereinander. Was ich auch nutze, sind Steuergerätedaten, Öldrücke und so weiter, um stets die Motorvitalität im Auge zu haben.

Und wie bereitest du dich auf deine Trackdays und Rennen vor?

Wetter ist natürlich immer ein Thema, kann ich aber eh nicht beeinflussen. Ansonsten nehme ich mir ein bis zwei Stunden Zeit, um in Ruhe das Auto zu packen. Ich habe da eine große Werkzeugbox im Kofferraum in der Klassiker wie Öle, Bremsflüssigkeit, Kabelbinder oder Panzer-Tape natürlich nie fehlen dürfen.

Danke dir für das Interview, Benne! Noch ein paar „berühmte letzte Worte“?

Ich möchte an dieser Stelle auch danke sagen, an all die Freunde die mich vor Ort an der Rennstrecke und auch in der heimischen Garage unterstützen, dieses Projekt stets voranzutreiben!