Trackday-Bericht: DSK Hugo-Emde-Freies-Fahren Zandvoort 23. Juli 2018

Der Circuit Park Zandvoort ist bekanntlich eine grandiose, traditionsreiche und durchaus beliebte Rennstrecke. Zu den Fans der Strecke zähle ich auch meine Wenigkeit. Und auch wenn ich schon einige DTM- und GT-Rennen in Zandvoort gesehen habe, so bin ich bislang nie selbst auf der Strecke gefahren. Im Juli 2018 sollte sich das endlich ändern.

Zandvoort Trackday DSK 2018

Mein Entschluss, endlich auch die Rennstrecke nur einen Steinwurf vom kilometerlangen Sandstrand Nordhollands entfernt auf meiner Liste abzuhaken, stand recht früh im Jahr. Bereits Anfang 2018 buchte ich den DSK-Trackday in Zandvoort. Mein treuer Co-Pilot Daniel sollte mich wie so oft auch nach Zandvoort begleiten.

Vortag: Rennen gucken, Ideallinie studieren, Pizza essen

Selbstverständlich reisten wir einen Tag eher an. Wie immer auf eigener Achse. Weil Hochsaison war und wir uns – natürlich – wieder recht spät um eine Unterkunft kümmerten, hatte Daniel ein Hotelzimmer im rund 25 Kilometer entfernten Lisse gebucht. Kurz die Klamotten aufs Zimmer gebracht, fuhren wir am späten Nachmittag noch nach Zandvoort.

Bei strahlendem Sonnenschein und 23 bis 25°C war Zandvoort ziemlich dicht, an Parkplätze am Strand in Nähe des Ortskerns war nicht zu denken. Kein Problem, wir hatten eh Besseres zu tun. Denn unser Weg führte uns ins Fahrerlager vom Circuit Park Zandvoort.

Perfekt: Auf der Strecke fand ein Amateur-Langstreckenrennen statt. Eine spitzen Möglichkeit, die Ideallinie zu studieren. Vor allem die Streckenabschnitte Gerlachbocht bis zur Hugenholtzbocht, Hunserug bis Turn 7 und das Audi S hatte ich als kritische Stellen ausgemacht. Als wir die einzelnen Streckenabschnitte studiert hatten, trudelten auch schon die ersten DSK-Kollegen mit oder ohne Camper und Trailer ein.

Nach dem dann vermutlich doch obligatorischen Gang zum Strand und einem Abendessen in einer Pizzeria in Zandvoort fuhren wir ins Hotel zurück, gingen nochmal den Zeitplan für den nächsten Tag durch und gingen einigermaßen früh schlafen.

Die ersten Runden in Zandvoort

Um 6.30 Uhr weckte uns mein Smartphone. Keine Stunde später fuhren wir frisch geduscht los, kilometerlang vorbei an wirklich sehr noblen Villen und hübschen Häuschen. Die Holländer haben´s drauf!

Im Paddock angekommen, verschafften wir uns schon mal einen Überblick über die anwesenden Fahrzeuge- mal wieder eine sehr bunte Mischung. Viele Porsche 911 fast aller Generationen und natürlich auch wieder viele BMW M3 – E30, E36, E46, E90, F80. Daneben erfreulicherweise wieder einige Exoten, wie Lotus Exige oder einer Nissan Silvia. Auch die Kompakten waren wieder stark vertreten, etwa in Gestalt zweier Hyunda i30 N, eines Honda Civic Type R, eines Renault Mégane RS, sowie einiger älterer Vertreter, etwa ein alter Suzuki Swift oder alte Golf 2.

Um 8.30 sollte die Fahrerbesprechung stattfinden. Noch kurz die Startaufkleber geholt und los ging´s für uns um 9.50 Uhr in Startgruppe 3.

Den kompletten ersten Stint fuhren wir mit eingeschaltetem VSC-Sport (der Sportmodus des Toyota GT86), also mit weiterhin regelndem ESP. Was hatte man mir nicht alles erzählt! Vor allem der auf die Strecke gewehte Sand würde das Fahren in Zandvoort höllisch gefährlich machen. Mag sein. Aber an diesem Tag ging für Küstenverhältnisse kaum ein Lüftchen. Das Sicherheit gebende VSC bremste uns gefühlt in jeder zweiten Kurve heftigst ein.

Auf der Suche nach dem passenden Setup

Weil es um die Uhrzeit schon ziemlich warm war (28° C in der Sonne) und sich der Asphalt bereits auf weit über 30 °C aufgeheizt hatte, waren die 2,2/2,3 bar Kalt-Luftdruck natürlich viel zu viel des Guten. Nach dem Stint lang der Luftdruck vorne bei 2,9 bar.

Im zweiten Stint gingen wir runter auf 1,9 bar rundum. Das funktionierte schon deutlich besser, obwohl sich der Asphalt mittlerweile auf fast 40° C erwärmt hatte. Nach zehn Runden hatte ich das Gefühl, die Strecke ganz gut zu kennen. Also: ESP off. Eine echte Erleichterung.

Doch schon kurz darauf machte sich heftiges Untersteuern bemerkbar. Vor allem ausgangs der Kurve Vodafonebocht rutschte der Toyota GT86 übel über die Vorderräder nach außen. Der subjektive Eindruck bestätigte sich bei der Analyse der Daten nach dem Stint: Die Vorderreifen hatten sich jeweils in der Mitte der Lauffläche extrem aufgewärmt, während sie innen und außen humane Temperaturen aufwiesen. Auch der Luftdruck hatte sich vorne deutlich stärker erhöht als hinten.

Für Stint 3 reduzierten wir rundum auf 1,8 bar kalt und veränderten die Stoßdämpfer-Kennlinie des Bilstein-B16-Fahrwerks vorne etwas mehr Richtung weich. Das passte nun ziemlich perfekt. Konstant schnelle Runden waren die Belohnung. Vielleicht hätten wir hinten noch einen Klick straffer fahren können. Denn vorne hatten die Federal 595-RS-R außen schon einiges an Profil verloren.

Daniel checkt Temperaturen und Luftdrücke

Stint 3 und 4 machten jetzt richtig Spaß und wir konnten einige stärker motorisierte Fahrzeuge passieren. Immer wieder ein lustig: Der Moment, wenn dich leistungsstärkere Autos nach kurvenreichen Abschnitten vorbeilassen und du mit den 200 PS des GT86 Mühe hast, auf den Geraden vorbeizukommen.

Als Knackpunkt sollte sich für uns die enge Rechtskurve der Renaultbocht erweisen, die du exakt treffen musst, um hier schnell zu sein. Ich weiß gar nicht, wie viele Versuche wir brauchten, um den richtigen Brems- und den korrekten Einlenkpunkt zu erwischen. Bei den letzten Runde passte es einigermaßen. Aber mit der Renaultbocht haben wir definitiv noch eine Rechnung offen!

Um kurz nach 15 Uhr – und vielen angeregten Gesprächen mit den Club-Kollegen – ließen wir es bei nach wie vor sengender Hitze dabei bewenden. Auch weil die Bremse nach mehreren Runden am Stück und über 40° C Asphalttemperatur nicht mehr wirklich Bock auf schnelle Runden zu haben schien. Immerhin knapp 30 Runden konnten wir an diesem Tag in Zandvoort abspulen.

Ich setzte Daniel am Amsterdamer Flughafen Schiphol ab machte mich auf den Weg Richtung Ruhrgebiet. Nach vier weiteren Stunden Fahrt und hartnäckigen Staus kam ich endlich zuhause an. Abgekämpft, aber glücklich. Und um eine Erkenntnis reicher: Zandvoort ist immer eine Reise wert.