In weiten Teilen der Performance-Tuning- und Trackday-Szene hat sich der Youtube-Kanal „Zokis Racecorner“ in den letzten anderthalb Jahren eine wachsende Fanbase erarbeitet. Nach diversen Projekt-Autos und einem eigenen Rennstall, geht Zokis Racecorner jetzt auch unter die Trackday-Veranstalter. Ich wollte den Macher des Kanals, Zoran – besser bekannt als Zoki -, besser kennenlernen und habe ein spannendes Gespräch mit dem Macher von Zokis Racecorner geführt.
Wir steigen sofort ein: Du betreibst seit 1,5 Jahren ca. deinen Youtube-Kanal Zokis Racecorner. Verrate doch bitte mal deine Geschichte und wie wie es zum eigenen Youtube-Kanal kam.
Ich war ursprünglich immer im Extremsport unterwegs und bin viel Mountainbike-Downhill gefahren. Die nächste Stufe war dann irgendwann das Motorrad. Ich habe mir damals ein Straßenmotorrad gekauft, das war direkt ein echter Brenner, eine Suzuki GSXR mit 140 PS.
Ich habe schnell gemerkt, dass es auf der Straße gefährlich werden kann. Ein Kumpel von mir war schon auf Rennstrecken unterwegs und hat mich mal mitgenommen. Und dann ging´s richtig los: Ich habe das Motorrad ziemlich modifiziert. Nach einem Jahr bin ich mein erstes Rennen gefahren.
Ich bin insgesamt ca. vier Jahre Motorrad gefahren, bis es irgendwann Klick gemacht hat: Die Einschläge kamen immer näher – mit vielen schlimmen Verletzungen. Ein Kumpel lag im Koma, ein anderer Kumpel kam in den Rollstuhl. Irgendwann, ohne wirklich selber ein böses Erlebnis gehabt zu haben, fuhr dann die Angst mit. Und das ist natürlich nie gut. Ich habe mich dann entschlossen, alles zu verkaufen.
Ich habe aber schnell gemerkt, dass mir etwas fehlt, um nicht zu sagen: Es gab eine Riesenlücke. Ich haben dann blind ein fertiges Tracktool, einen Opel Corsa OPC, gekauft und bin dann aus Berlin zurück nach Bielefeld gefahren, ohne eine Ahnung zu haben, was ich da eigentlich gekauft habe. Auf dem Bilster Berg ist dann die Idee für den Channel entstanden.
Als Ingenieur interessiert mich der technische Hintergrund, ich will immer alles technisch optimieren. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich mit dem Tracktool ziemlich alleine da stand und ich kaum Hilfestellung hatte. Ich hatte damals noch keine Community. Zudem habe ich gemerkt, dass sich die Leute, die Ahnung haben, sehr bedeckt mit ihrem Wissen und entsprechenden Infos halten. Und in den Foren triffst du nicht nur auf Fans des Opel Corsa OPC… Ich habe also viel Lehrgeld gezahlt und alles wieder verkauft.
Daraufhin habe ich einen serienmäßigen BMW Z4 gekauft. Der war mein Jugendtraum: Ich saß früher immer in der Schule und habe gerechnet, wann ich ihn mir leisten kann. Aber das war immer sehr weit weg. Am Z4 habe ich alles umgebaut und alles auf meinem neuen Youtube-Channel per Video dokumentiert.
Im Motorsport wird generell immer gegeizt mit Infos. Das wollte ich immer anders machen. Aber klar, natürlich hatte ich auch gehofft, ein wenig Reichweite zu generieren – und auch mal ne Kanne Öl oder ne Bremse gesponsert zu bekommen.
Der Channel wurde gut angenommen und ist stetig gewachsen. Ich habe mich vielleicht auch ein bisschen zu sehr rein gesteigert, weil ich immer viele Projekte gesucht habe. Zusammen mit der Entwicklung des Channels ist eine sehr geile Community entstanden. Die Kommunikation mit der Community und ihre Anteilnahme haben mich immer motiviert weiterzumachen.
Den Z4 habe ich dann verkauft, weil ich etwas Neues machen wollte. Und später kam die Idee, Rennen zu fahren, ein Rennteam aufzumachen und ein Auto aufzubauen.
Und jetzt bist du auch noch TrackdayAnbieter…
Genau, der nächste Step ist jetzt die Veranstaltung von Trackdays. Das ist ein noch viel größerer Schritt als die Rennteam-Geschichte. Mit eigenen Trackdays habe ich die Möglichkeit, Leute direkt einzubinden. Und es ist auch eine Möglichkeit, mit den Leuten zusammen zu fahren, ne cola zu trinken, uns auszutauschen. Die Leute da draußen habe viele geile Ideen. Ideen, die ich womöglich nie erfahren würde, weil ich die Leute selten persönlich treffe. Das ist ein Business Modell, auf das ich 1000 % Lust habe.
Ist das Ganze nicht wahnsinnig aufwändig? Ich meine, du produzierst ja nicht einfach nebenbei ein paar lustige Videos, aus denen du aus deinem Leben erzählst. Da stecken ja auch aufwändige Themen dahinter. Kannst du beziffern, wie viel Zeit du in das Produzieren von Inhalten investierst? Und braucht man da nicht wahnsinnig viel Disziplin, um regelmäßig Videos zu publizieren?
Einen exakten Zeitwert zu benennen, fällt mir schwer. Aber ja, es geht schon sehr viel Zeit dabei drauf. Man braucht einen unheimlich langen Atem. Ich habe einen aufwändigen Job als Entwicklungsingenieur, der mein Hauptfokus ist. Der Channel ist aber auch kein Hobby mehr, sondern vom Aufwand her wie ein kleines Unternehmen. Ich entwerfe Designs für den Shop, mache die Verpackung, Buchhaltung, arbeite am Auto. Das ist ein ziemlicher Spagat. Wenn der Channel größer wäre, könnte ich Arbeiten abgeben, zum Beispiel die komplette Videoproduktion. Ich schlafe so vier bis fünf Stunden im Schnitt pro Nacht, wenn überhaupt. Die Leute unterschätzen häufig den Aufwand, der dahinter steckt. Bei dir wird es ja ähnlich sein: Du fährst irgendwohin, machst Bilder, recherchierst und schreibst dann einen Artikel, der auch noch gut sein muss.
Ja, in der Tat, auch bei mir geht nicht wenig Zeit für Trackdaysport drauf…
Unterm Strich ist es wirklich viel Zeit, die ich investiere. Wie gesagt hoffe ich, Aufgaben abgeben zu können, denn sonst wird es schwierig. Aber dafür sind die Umsätze noch zu gering, von Youtube kommen Einnahmen in Höhe von 50 Euro monatlich rein. Mittlerweile generiert der Shop konstante Umsätze, was ich nie gedacht hätte. Wir sprechen hier aber nicht von Geldverdienen, weil es wirklich sehr geringe Stückzahlen sind. Aber ich finde es super cool, wenn andere Leute, die ich meistens gar nicht persönliche kenne, Sachen von mir bestellen. Wenn es gut läuft kommen deshalb nach unserem ersten Trackday am Bilster Berg zukünftig mehr Trackdays, etwa in Zandvoort oder Meppen, dazu.
Wie zufrieden bist du denn mit der Entwicklung deines Youtube-Kanals?
Mit der Art und Qualität der Follower auf meinem Channel bin ich unfassbar happy. Aber mit dem Wachstum bin ich ehrlich gesagt nicht zufrieden. Ich finde es cool, dass ich 4.000 Abonnenten habe. Aber wenn ich mir andere Kanäle anschaue, die größer sind und schneller wachsen, bin ich nicht zufrieden. Auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass es sich thematisch bei mir eher um eine Nische handelt. Wenn ich einen Kanal mit Pranks oder Autocrashes machen würde, dann hätte ich vermutlich eine große Reichweite mit vielen Views. Aber es würde wohl nie Follower geben, die mir eine private Nachricht am Sonntagabend schicken, um mir zu sagen, dass sie dankbar dafür sind, bei mir etwas gelernt zu haben. Ich habe im Vergleich zu anderen Kanälen also weniger Follower, die dafür aber sehr wertvoll sind.
Du willst mit deinem Team ja beim BMW 318ti Cup antreten: Warum geht ihr ausgerechnet da an den Start und welche Chancen rechnet ihr euch aus?
Das ist mit eine der günstigsten Serien, wenn ich es recht überblicke. Wir hatten keine Lust auf GLP und wollten richtige Rennen fahren und das auf verschiedenen Strecken. Und der BMW 318ti Cup ist eine der Serien, wo man viele Strecken mitnimmt. Wenn man so will spielen wir das nach, was in größeren Serien wie dem ADAC GT Masters abgeht. Soweit weg vom Profi-Sport ist das gar nicht. Die ADACT GT Master schaue ich übrigens super gerne, weiß aber auch, dass ich da niemals fahren werde.
Wir hoffen auf Plätze im vorderen Mittelfeld. Wenn man sich die Zeiten ansieht, die wir bei unseren Tests gefahren sind, obwohl wir mit den schlechteren Reifen unterwegs waren, müsste das realistisch sein.
Habt ihr größere Ambitionen, was den Rennsport angeht oder so etwas wie einen Zukunftsplan?
Wir machen eins nach dem anderen. Aber der BMW 318ti Cup soll schon so etwas wie ein Sprungbrett sein. Wir schielen auf die RCN und VLN.
Du hast vorhin davon gesprochen, dass es dir wichtig ist, viele Rennstrecken kennenzulernen. Was sind denn deine Lieblingsrennstrecken?
Meine Hass-Strecke Nummer 1 war immer der Bilster Berg. Die Strecke ist jetzt aber eine meiner Lieblingsstrecken, defintiv einer meiner Favorites. Habe lange gebraucht, um die Strecke zu verstehen. Oschersleben ist auch eine super Strecke, vor allem um bedenkenlos ans Limit zu gehen, weil du viele Auslaufzonen hast.
Die Nordschleife und Zandvoort finde ich auch klasse, auch wenn ich da zuwenig Erfahrung habe. Aber die sind der absolute Hammer. Sie stehen auf meiner To-Do-Liste, da will ich noch viele Runden fahren. Ich denke, Zandvoort und die Nordschleife könnten zu meinen absoluten Favorites werden. Ich habe dafür aktuell kein eigenes Auto, aktuell nur den Rennwagen. Ich werde aber mit dem nächsten Projekt wieder ein eigenes Tracktoool aufbauen und viel Zeit auf der Nordschleife und in Zandvoort verbringen.
Ein gutes Stichwort: Deine Projekte. Nach welchen Kriterien suchst du dir deine Projekte aus?
Ich habe immer ziemlich viele Projektideen. Es geht dabei aber nicht nur darum, mir einen Traum erfüllen, sondern um mehr Aspekte. Das Projekt muss zum Channel passen. Aktuell würde ich mir auch kein Auto mit 400 PS aufbauen. Denn A. sind die Folgekosten hoch. Und mein Auto soll viel bewegt werden. Und B. macht ein Auto auf der Rennstrecke am meisten Spaß, wenn du es richtig auspressen kannst. Wenn das Auto deinen eigenen Fähigkeiten überlegen ist, kommt ein gewisser Stresslevel dazu. Mein 318ti macht mir zum Beispiel so viel Freude, weil ich zumindest auf dem Bilster Berg zu 80 Vollgas fahren kann. Das nächste Projekt wird eine Art Fahrschulauto werden, in dem man auch mal Leute mitnehmen kann…
Lass uns nochmal über dein neues Business sprechen: Wie kam es dazu, jetzt auch Trackdays zu veranstalten?
Der Taner von TC Motorsport hat schon ein paar Trackdays gemacht. Aber in erster Linie für seine Kunden. Er hat auch Gefallen dran gefunden, hat aber mit der ganzen „Internet-Scheiße“ nichts zu tun. Das nervt ihn eher. Taner ist in dieser Hinsicht eher ein Macher vom alten Schlag. Wir kannten uns schon von meinem Opel damals. Dann rief er mal an und brachte den Stein ins Rollen. Er wollte die ganze Event-Sparte erweitern. Er hat die Autos, eine Instruktor-Lizenz etc. Und ich bin in Social Media unterwegs und könnte das Marketing übernehmen. Wir ziehen das komplett als Partner auf, teilen 50/50 und verstehen das als gemeinsames Projekt. Und daraus ist mit Taner auch eine echte Freundschaft entstanden.
TC Motorsport ist so etwas wie ein unentdeckter Diamant. Taner hat so viele Schätzchen und Diamanten bei sich stehen, die niemand kennt.
Die Konkurrenz im Trackday-Bereich ist ja riesig. Was wollt ihr anders als andere Veranstalter machen?
Ich war auf einem Trackday von Falk und GP Days, der grandios war. Ich verstehe andere Trackday-Anbieter, wie zum Beispiel Falk, eher als Partner. Ich fände es besser, wenn man zusammenarbeitet. Zum Beispiel indem man untereinander Plätze verkauft, wenn beispielsweise für einen Trackday unter der Woche noch Plätze freigeblieben sind.
Der Spielraum, Sachen anders zu machen, ist relativ klein. Aber in Bezug auf die Art und Weise wie so ein Trackday abläuft, wollen vieles anders machen. Aber da kann ich noch nicht über alles sprechen. Nur so viel: Bei unserem ersten Trackday am 12. September am Bilster Berg haben wir super viel umsonst im Angebot, Taxi-Fahrten und Instruktor-Fahrten zum Beispiel. Dafür wollen wir kein Geld haben. Wir wollen, dass die Leute happy sind und darüber sprechen. Wir sind relativ günstig und ich kann mir vorstellen, dass das dem ein oder anderen Anbieter nicht gefällt. Wir verzichten ganz bewusst auf die ein oder andere Mark und versuchen für möglichst wenig Geld den maximalen Fahrspaß herauszuholen.
Vielen Dank, Zoki, für das Gespräch. Wer sich für den ersten Trackday von Zokis Racecorner und TC Motorsport interessiert, bekommt hier alle Infos.