Ende Februar gab es hier auf Trackdaysport.de eine Umfrage zum Thema „Nachhaltiger Motorsport in der Trackday- und Nürburgring-Szene“. Über 300 Leser haben dabei ihre Meinung zu Umweltschutz, Elektroautos und E-Fuels abgegeben. Die Studie zeigt dabei zum ersten Mal, wie aktive Sportfahrer zu alternativen und bestenfalls nachhaltigen Konzepten in ihrem Sport stehen.
Und was soll ich sagen: Die Ergebnisse dürften den ein oder anderen Betrachter hier und da etwas überraschen. Schließlich bestätigt sich das gern geäußerte Vorurteil, dass Freunden des zügigen Autofahrens die Umwelt komplett am Allerwertesten vorbei geht, eben nicht. Im Gegenteil: 72,6 Prozent ist die Umwelt allgemein wichtig oder sogar sehr wichtig.
Jedoch sehen die meisten Sportfahrer nicht primär den Motorsport- oder die Trackday-Szene in der Pflicht, mehr Verantwortung in Umweltfragen zu übernehmen: Nur 22,8 Prozent stimmen der Frage zu, ob der Motorsport eine Verpflichtung hat, mehr für den Umweltschutz zu tun.
Allerdings sind die meisten Trackday-Fahrer durchaus offen für Konzepte und Maßnahmen, die die Umwelt schonen. Schon heute können sich 76,7 Prozent der Befragten vorstellen, synthetische Kraftstoffe oder E-Fuels zu nutzen. Für 62,2 Prozent kommt die Kompensation ihres auf der Rennstrecke emittierten CO2 etwa durch die Förderung von Klimaprojekten in Frage. Für 41,48 Prozent ist das sogar „sehr wahrscheinlich“. Für 57 Prozent ist der Einsatz von nachhaltigen Materialien/Werkstoffen denkbar.
Eine echte Überraschung: Für 63 Prozent kommen schon heute Hybrid-Fahrzeuge in Betracht. Das hatte ich so überhaupt nicht erwartet. Reine Elektroautos kommen allerdings für nicht einmal 18 Prozent der befragten Leser in Frage. Immerhin jeder Vierte der befragten Trackday-Fahrer würde sich über eine größere Auswahl an elektrifizierten sportlichen Autos freuen. Zumindest perspektivisch können sich 56,7 Prozent Autos mit Brennstoffzelle und 36,7 Prozent batterieelektrische Autos (BEV) in 15 Jahren auf der Rennstrecke vorstellen.
Doch woher kommt die ablehnende Haltung gegenüber BEV-Elektroautos? Zwar bringt nur jeder Fünfte Elektroautos mit schlechter Performance in Verbindung. Doch für die meisten Sportfahrer (71,6 Prozent) ist das hohe Gewicht Argument Nummer eins gegen E-Autos. Gleich dahinter: Der fehlende Sound, der dem BEV-Auto die Emotion nimmt (68,4 Prozent). Auch die fehlende Reichweite (65,6 Prozent), schlechte Lade-Infrastruktur (62,3 Prozent) und der hohe Preis (61,4 Prozent) sind wie erwartet Argumente gegen Elektroautos. Insbesondere auf der Rennstrecke.
Auch die beschränkte Möglichkeit, selbst zu schrauben (ohne die passende Qualifikation dürfen bei E-Autos schließlich nicht einmal die Reifen gewechselt werden) und Sicherheitsbedenken sind Argumente, die häufig genannt werden. Im individuellen Freifeld der Umfrage wurden zudem immer wieder die schlechte Umweltbilanz von E-Autos sowie fehlende Emotionen genannt.
Alles in allem lehnen viele Sportfahrer Konzepte und Maßnahmen, die die Umwelt schonen, nicht ab. In Zukunft muss vor allem die Industrie die Trackday- und Sportfahrer-Szene mit echten, durchdachten nachhaltigeren Konzepten und Produkten überzeugen. Reine Marketing-Gags werden bei dieser sehr anspruchsvollen Zielgruppe keine Chance haben.
Weitere Infos zu den befragten Trackdaysport-Lesern: 89,4 Prozent sind zwischen 18 und 44 Jahre alt. 88,8 Prozent fahren regelmäßig auf Rennstrecken, 39,1 Prozent sogar mehr als fünf Mal im Jahr.