Premiere für den Trackdaysport-GT86 auf der Nürburgring-Nordschleife

Rückblick, irgendwann im Sommer 2016. Nach einer kurzen Nacht quäle ich mich zu einer höchst unchristlichen Zeit aus dem Bett. Wanke anschließend Richtung Kaffeemaschine und torkele danach unter die Dusche, um die Basis für eine erfolgreiche Reise an den Nürburgring zu legen. Denn der Zeitplan des „Deutschen Sportfahrer Kreis“ (DSK) für das heutige Freie Fahren auf der Nürburgring-Nordschleife ist nicht uneingeschränkt spitze: Schon ab 7 Uhr steht die Transponderausgabe auf dem Parkplatz an der Touristeneinfahrt in Nürburg an, um 8 Uhr die obligatorische Fahrerbesprechung.

Morgens fünf Uhr in Deutschland.

Um 4.30 Uhr geht deshalb der Wecker. Um 4.35 Uhr die Kaffeemaschine. Und um Punkt 5 erwacht der Boxermotor des Toyota GT86 mit infernalischem Gebrüll seinem typischen leicht heiseren aber dennoch nachbarschaftskompatiblen Sound, den die vier kalten Zylinder produzieren. Wir kommen gut durch, und die 2 Liter-Thermoskanne (Kaffee, nicht das Auto) tut ihren Dienst. Leichte Sorgenfalten machen sich breit, als sich die Sonne zum prognostizierten Sonnenaufgang einfach nicht sehen lassen will. Dafür: grauer Himmel, soweit das Auge reicht. Aber: Solange es nicht regnet, alles im grünen Bereich.

Um kurz nach sieben rollen wir auf den Parkplatz, erledigen den Papierkram, klemmen den Transponder ins hintere rechte Fenster und bringen sowohl unsere Startnummer, als auch den gelben Sticker an, der uns als frühen Vogel der Gruppe 1 ausweist.

Es bleibt noch ein wenig Zeit, um die anderen Sportgeräte zu bewundern, die sich allmählich auf dem Parkplatz einfinden. Diverse Porsche und BMW M3 bilden auch heute wieder den Stamm, dazu gesellen sich Exoten wie ein Caterham Super7 oder auch ein giftgrüner Lamborghini Aventador LP 750-4 Superveloce.

Außerdem am Start: mit uns ein halbes Dutzend Toyota GT86. Wir: im kompletten Serientrimm, bis auf die Reifen. Die anderen: Allesamt mit Clubsport-/Gewindefahrwerk und Semislicks ausgestattet, viele mit optimierten Bremsanlagen. Mal sehen, ob die Kollegen später Kreise um uns fahren werden!

Unser serienmäßiger GT86 steht seit dem Wechsel auf Sommerreifen auf den neuen Pilot Sport 4 von Michelin. Dabei handelt es sich um den neuen UHP-Reifen der Franzosen. Der hat natürlich deutlich mehr Grip als die Goodyear UltraGrip 8 Performance Winterreifen, die wir in den kalten Monaten spazieren fuhren, und die das japanische Coupé bei jedem beherzten Gasstoß quer kommen ließen, und die Michelin Primacy HP Sommerreifen, auf denen der Toyota GT86 serienmäßig ausgeliefert wird. Heute wird gleich doppelte Premiere gefeiert: Der GT ist zum ersten Mal auf der Nordschleife zu Gast und die Pneus feiern ihre Rennstrecken-Premiere.

Mit ein paar Minuten Verzögerung geht´s dann endlich auf die Strecke. Einführungsrunde. Bedingungen checken, warm werden. Erstes Fazit: trotz der grauen Suppe am Himmel ist die Strecke weitgehend trocken.

Doch schon in der nächsten Runde geht es los. Am Ende der Döttinger Höhe kommt es zum veritablen Wolkenbruch. Innerhalb von wenigen Sekunden ist die Strecke nass, die Streckenposten hissen die gelb-rote Flagge.

Im weiteren Verlauf bleibt es feucht bis nass und somit außerordentlich heikel. Die beiden folgenden Runden werden sogar komplett abgebrochen, weil sich andere Sportfahrer mit der Leitplanke anfreundeten, ehe die Strecke wieder freigegeben ist.

Aber man muss die Bedingungen positiv sehen: So die anderen GT86-Fahrer ihre Regenreifen denn zuhause gelassen haben sollten, können sie mit ihren Semis immerhin keine Kreise um unseren Japaner fahren. Und so kommt es auch.

Zügig durchs Karussell. Bild: Marius Graf, Highspeedfotos

Die Kombination aus Michelin Pilot Sport 4 Reifen und Serien-Fahrwerk ist bei diesen Bedingungen unschlagbar. Während die anderen „Toyobaru“-Fahrer angesichts ihres scharfen Set-Ups bestehend aus straff abgestimmtem Fahrwerk und Semislicks wie auf rohen Eiern unterwegs sind, können wir entspannt und dabei recht zügig unsere Runden drehen. Die Michelin-Pneus funktionieren wunderbar gut im Regen. Michelin macht dafür eine neuartige homogene Laufflächenmischung und die breiten und tiefen Längsrillen verantwortlich.

Ein paar Mal meldet sich zwar bedrohlich das Heck, etwa in der Dreifachrechts zwischen Kallenhard und Wehrseifen oder in der Bergwerkskurve. Das bleibt bei dem Hecktriebler eben nicht aus. Aber insgesamt können wir unsere Stints ziemlich safe absolvieren. Und langsam sind wir auch nicht: Wir können ein paar andere Toyota GT86, GTI und gar Porsche Boxster hinter uns lassen, ohne, dass wir zu sehr ins Risiko fahren müssen.

Unangenehm nass. Bild: Marius Graf, Highspeedfotos

Nach dem nahrhaften Mittagessen (Currywurst-Pommes, Doppelte-Pommes-Majo), das wir selbstverständlich stilecht an der Imbissbude direkt neben der Tankstelle an der Döttinger Höhe einnehmen, haben wir dann plötzlich das Glück, dass einer unserer Stints in den Bereich des Tages fällt, als die Nordschleife des Nürburgring abtrocknet. Oder zumindest Teile des Asphalts.

Zwar sind die Bedingungen immer noch nicht überall ganz einfach, doch immerhin ist die Strecke zwischendurch immer wieder so trocken, dass die Reifen ab dem Streckenabschnitt Adenauer Forst merklich auf Temperatur sind. Plötzlich arbeiten die Gummis, wie sie sollen! Heureca!

Was sich bereits im normalen Straßenverkehr abzeichnete, bestätigt sich auf der Nordschleife: Der Michelin Pilot Sport 4 verfügt über ein scharfes und präzises Einlenkverhalten und liefert richtig viel Grip in einem beinahe narrensicheren Grenzbereich. Leider ist uns heute nur eine einzige Runde bei trockenen bis feuchten Bedingungen vergönnt.

Insgesamt konnten wir beim „DSK-Hugo-Emde Freies Fahren“ an diesem Freitag Ende Juli 7 Runden abspulen – angesichts einiger abgebrochener Runden das Maximum an diesem Tag, an dem sich die Eifel wieder von ihrer wenig berechenbaren Seite zeigte.

Den Aufkleber hat er sich verdient.